Rückschau zum AfueraFest 2025: Wo Rechtslibertäre die Demokratie beerdigt haben wollen

Am Wochenende vom 11. bis 13. Juli 2025 fand auf Schloss Pürkelgut in Regensburg das AfueraFest statt. Im Vorfeld hatten wir in unserer Recherche „Das AfueraFest in Regensburg: Ideologie, Akteur*innen und Netzwerke der Rechtslibertären“ das von der Kleinstpartei „Die Libertären“ organisierte Festival problematisiert. Im folgenden Text blicken wir auf das Wochenende zurück und ziehen ein Fazit aus antifaschistischer Perspektive.

„Beste drei Tage meines Lebens“, frohlockt Andreas Tank (DerRosarotePanzer) im Videopodcast „AfueraFest 2025 – Das große Review“. Er ist, wie auch die anderen Gäste und Organisatoren von Erfolg des rechtslibertären Vernetzungstreffens überzeugt und fiebert einer Wiederholung des „bunten Klassentreffens einer neuen Gegenkultur von Libertären, Bitcoin-Fans, Freiheitskämpfern und ganz normale Menschen, die sich nicht länger verarschen lassen wollen“ im nächsten Jahr entgegen.

Feiern unter AfD-Aufsicht

Gutes Wetter, tolle Gespräche, unterhaltsames Abendprogramm: Die rechtslibertäre Szene feiert sich auf X, Telegram und YouTube für ihr angeblich gelungenes Festival-Pilotprojekt. Tatsächlich blieb die Teilnahmezahl unseren Auswertungen nach mit guten 200 Personen deutlich unter den von den Veranstalter*innen behaupteten 500 Personen. Das bedeutet auch, dass „die Libertären“ mit der Veranstaltung ordentlich Miese gemacht haben. Ein Grund für die deutlich niedrigere Teilnahmezahl ist sicher die Einschränkung des Ticketverkaufs, nachdem Ordnungsamt und Eigentümer*innen des Geländes medial in Erklärungsnot gerieten. Hinzu kamen Probleme mit einem kurzfristig abgesprungenen Getränkelieferanten sowie kleineren Protest- und Sabotageaktionen.

Auf welche Dienstleister die Rechtslibertären sich verlassen können, zeigte die Wahl des Sicherheitsunternehmens: Mit André Wünschmann kümmerte sich ein ehemaliges Vorstandsmitglied des AfD KV Regensburg persönlich um den Schutz der Veranstaltung. Wünschmann betreibt die Firma Protect You GmbH zusammen mit Marina Arnold (Tochter des Regensburger AfD-Vorsitzenden und Landtagsabgeordneten Dieter Arnold), die ihren Sitz auf Arnolds Gelände in Regenstauf hat.

Parteien buhlen um Rechtslibertäre

Passend dazu traten mehrere extrem rechte Politiker auf dem AuferaFest auf. „Wir haben hier eine Festivität, eine Veranstaltung, organisiert von der Partei Die Libertären. Vor Ort war, Dirk Hesse von der PDV [Anm. Partei der Vernunft], war Bündnis Deutschland, Markus Krall ist ein Teil davon. Wir hatten dort mehrere AfD-Politiker [Peter Böhringer, MdB und Petr Bystron, MdeP] und dort hat sich währenddessen dann die Partei neu gegründet von Frauke Petry und Oliver Gorus [sowie Markus Pretzell; „Team Freiheit“], berichtet Tank von der breiten Repräsentanz von Parteien auf dem Fest. „Das ist richtig […] die AfD war zweifelsohne vertreten [zu diesen Vertretern zählen auch der AfD-Anwalt Ulrich Vosgerau und Imad Karim, beide im Kuratorium der AfD-zugehörigen „Desiderius Erasmus Stiftung] und Bündnis Deutschland hatte sogar einen Stand. Die waren alle vertreten. Und es gab sogar eine Panel-Diskussion, mehr oder weniger zwischen drei der Parteien“, ergänzt Sascha Blöcker (Harlekin).

Den Infostand von Bündnis Deutschland betreute u. a. Roland Gruber (Wald, Lkr. Cham), der schon diverse rechte Sammelbewegungen in der Region verankern wollte.

Zwischen nüchterner Ablehnung und blankem Hass auf die Demokratie

Die starke Beteiligung von Parteien und Parteienpolitiker*innen beim AfueraFest löste wohl auch im rechtslibertären Milieu Diskussionen aus. Dabei zeigt sich das Verhältnis der Rechtslibertären zum demokratischen Parteiensystem als zwischen nüchterner Ablehnung, pragmatischer Instrumentalisierung, genervter Verachtung bis blankem Hass auf den Staat und das politische System, schwankend.

Interessant ist dies vor allem aufgrund der Tatsache, dass sämtliche am Review-Podcast beteiligten „klassischen“ Rechtslibertären ihre offene Ablehnung von Politik und demokratischem Parteiensystem immer wieder kundtun. Die breite Teilnahme von Parteien an dem Fest stößt bei vielen auf Gleichgültigkeit, andere betonen die strategische Wichtigkeit des Parteiensystems, um dieses letztlich überwinden zu können.

Anti-Etatisten und Demokratiefeinde unter sich

Mit anderen Worten, Harlekin, wir haben die Demokratie besiegt, oder?“, triumphiert Tank und führt aus: „Worauf ich hinaus will ist, jeder vor Ort hat verstanden, dass die Politik ein Nullsummenspiel ist und ich glaube, niemand dort hat den Gedanken vertreten, wir stechen uns gegenseitig die Wählerstimmen aus. Das war einfach passé. […] Es interessiert nicht, wir sind alle nur in Ideen dort vereint. Und ich glaube, die Politik ist uns allen am Arsch vorbeigegangen. Und das war ein Feeling, das erlebst du sonst halt nicht.“ An anderer Stelle betont er: „… was bei uns halt auch vor Ort auf dem Afuera-Fest einfach jeder verstanden hat, ist das Prinzip, wir sind vereint in der Idee und kein Mensch kommt auf die Idee, uns zu sagen, „ja, Politik ist ein Nullsummenspiel“. Ja deswegen hassen wir ja auch die Politik. Wir wollen doch Unternehmer sein und wir wollen gegenseitig unsere Ideen pushen.“

Auf dem AfueraFest, so lautet die einhellige Meinung der rechtslibertären YouTube-Hosts, seien Politiker und Antipolitiker endlich im Feindbild vereint gewesen. „Ich finde, wir haben auf diesem Festival die Demokratie, Parteiendemokratie […] beerdigt. Wir waren uns da untereinander einig, egal wie viele Leute von unterschiedlichen Parteien da waren“, begeistert sich Tank. Was man im Endeffekt geschafft habe, sei es, eine ganze Menge Ideen, die grundsätzlich in eine ähnliche Richtung gehen, zusammenzubringen und zu bemerken, dass man ein ähnliches Ziel habe und bei diesem nur in Nuancen unterscheide. „Es war wichtiger, dass wir ein allgemeines etatistisches Feindbild haben und eine große gemeinsame Fläche“, analysiert er die versöhnliche Stimmung auf dem Sommerfest der sonst so streitlustigen Szene.

Libertäre Parteipolitik: Die parlamentarische Demokratie nutzen um sie abzuschaffen

Handwerker (Die Libertären) führt schließlich aus, warum man sich aus strategischen Gründen zur Gründung einer Partei entschieden hätten, obwohl sie das parlamentarische Parteiensystem ablehnen – das habe er auch auf dem Panel des AfueraFests so dargestellt: „Ich denke, es war bei dem Panel ja auch wichtig, darzustellen, warum wir als Partei zum Beispiel agieren und warum wir pragmatische Lösungen suchen, weil wir eben denken, dass nur der passive Widerstand über die Verbreitung unserer Ideen kurzfristig nicht ausreichen wird, um wirklich einen breiten Wandel in der Gesellschaft anzustoßen.“, erläutert er die Strategie seiner Partei.

Joana Cotar, Ex-Bundestagsabgeordnete der AfD, schlägt in dieselbe Kerbe: anschaffen um abzuschaffen. Sie arbeite „nämlich dafür, dass man uns im Prinzip abschafft“. Auch andere libertäre Parteien hätten sich gegründet um das Parteiensystem letztlich zu überwinden. Am Vorgehen Mileis sehe man, dass dies nur durch das Mitmischen um parlamentarischen System gelingen könne: „So wie Milei wir müssen irgendwann aufs Spielfeld gehen, um das Tor schießen zu können und können nicht nur am Rand sitzen und uns irgendwie Gedanken machen, dass unsere Theorien doch die besten sind, solange wir das nicht in die Praxis umsetzen, funktioniert das nicht.“

In seinem Resumée führt Tank immer wieder die fundamentale Wichtigkeit des AfueraFests aus, als Plattform libertäre Politik und Antipolitik à la Milei zu vereinen und das libertäre Lager massenanschluss- und zukunftsfähig zu machen. Dafür müsse man parteienübergreifend und ohne Abgrenzungsgehabe eine gemeinsame Ebene finden:. „Die Politik ist ein gegenseitiges Hauen und Stechen. Das geht uns allen auf den Sack. Davon hat niemand, der dort vor Ort war, Bock.“, ist er sicher. Statt um Kleinigkeiten zu streiten, müsse man die innerszenischen libertären Richtungsstreitigkeiten überwinden um in der Breite anschlussfähig zu werden: „Die Diskussion, Minimalstaat versus Anarchokapitalismus gab es in den 70ern. Ich habe keinen Bock mehr auf den Scheiß, das ist Hintergrundgewäsch“. Das AfueraFest habe gezeigt, dass diese Diskussionen überwunden werden konnten.

Markus Krall (Bündnis Deutschland), Dirk Hesse (Partei der Vernunft) und Florian Handwerker (Die Libertären, Organisator des AfueraFest) am Podium

Influencer auf Content-Jagd

Aus dem klassischen rechtslibertären Spektrum traten überwiegend die im Vorfeld angekündigten Redner auf: Rainer Zitelmann, André F. Lichtschlag, Oliver Gorus, Christian Bubek, Ulrich Vosgerau, Christoph Heuermann und Titus Gebel, um nur einige zu nennen. Der Organisator des Regensburger Hayek-Clubs, Martin Hoff saß selbst auf einem Panel. Sein lokaler Club-Kollege Frank Rüh (Atlas-Initiative) hatte es als Festivalbesucher aus Obertraubling nicht weit.

Für sie alle war das AfueraFest vor allem eine Möglichkeit sich selbst zu inszenieren – auf der Bühne, beim abendlichen Netzwerken und vor allem beim Produzieren von Content für Social Media. Denn einige (nahezu alle) der bekannten rechtslibertären Figuren betreiben zugleich eigene Youtube-Kanäle, sind als Streamer, Influencer und Möchtegern-Journalisten für rechtslibertäre Medien unterwegs. Von vor Ort berichteten unter anderem: Flavio von Witzleben, Aron Morhoff, Fabian P. Hartje (Atlas Initiative), Verena Prachtel (Kontrafunk), Andreas Tank (DerRosarotePanzer), Oliver Flesch (Deutschlandkurier), Horst Lüning, Helmut Reinhardt (Politik Spezial) und Sascha Blöcker (Harlekin) sowie der umtriebige extrem rechte Streamer Matthäus Westfal („Aktivist Mann“). Die rechtslibertäre Streamer-Szene nutzte das AfueraFest um sich gegenseitig zu interviewen. Mit dieser diskursiven Strategie soll vor allem ein Signal in die Szene gesendet werden: Man ist aktiv, bestens vernetzt, breit aufgestellt, diskussionsfreudig und am Puls der Zeit.

Gefühlte Besucher*innenzahlen bei den Freiheitsfaktenfans

Wie viele Besucher*innen das Afuera-Fest letztlich beherbergt habt, kann Florian Handwerker auch Tage später nur schätzen. „Ich denke, wir waren zwischen 500 und 550, also so um den Drehrraum. Wäre meine Schätzung gewesen“, erläutert er. „Wir hätten – das Doppelte wäre vielleicht ein bisschen viel – aber wir hätten auch noch Leute untergekriegt. […] Für das nächste Mal kann man bestimmt auch noch ein bisschen Platz einsparen, wenn weniger Autos auf dem Zeltplatz stehen. Also ich glaube, da ist noch ein bisschen Luft nach oben“, gibt er sich optimistisch. In der Vorankündigung hatte er noch geprahlt, das Schloss fasse leicht 1000 Personen. Tatsächlich konnten nach unserer Auswertung zu keinem Zeitpunkt wesentlich mehr als 200 Personen auf dem Gelände gezählt werden. Überrascht, aber begeistert zeigten sich die libertären Festbesucher, dass der Frauenanteil mit gefühlt 20% ausgesprochen hoch gewesen sei.

Zehntausende Euro in den Miesen – Stress bei den Kapitalismusgläubigen

Also alles in allem ein sehr großer Erfolg mit eben ein paar kleinen Verbesserungsmöglichkeiten“, lautet Handwerkers Fazit. Mit einem Wehmutstropfen: „Finanziell war das Ganze leider aufgrund von vor allem Security-Thematik, weil wir die aufstocken mussten, natürlich gewaltig. Und auch hier und da haben wir recht knapp kalkuliert, also ging das Ganze nicht positiv aus bisher“. Damit man bei dem Minus in Höhe einer fünfstelligen Summe zumindest auf eine schwarze Null kommen könne, bittet Handwerker die rechtslibertäre Bubble um Spenden. Ganz untypisch für das Milieu, wird plötzlich um solidarische Unterstützung gerungen: „…da wären wir sehr dankbar und das würde uns auf jeden Fall etwas entlasten“ und „Das ist hier erstmals, oder eine seltene Gelegenheit innerhalb des deutschsprachigen Raums tatsächlich sozial zu sein, also etwas zu geben, weil man mag“, heißt es da ganz kleinlaut.

Kein Mampf für den rechtslibertären Kampf

Ob die Vorberichterstattung und antifaschistische Öffentlichkeitsarbeit über das rechtslibertäre Vernetzungstreffen eher als Gewinn oder Hindernis zu werten sind, da widersprechen sich die Fest-Organisatoren selber immer wieder: „Aber vielleicht an dieser Stelle vielen Dank an die Antifa. wir haben wegen euch sehr viel Zuwachs bekommen. Das haben wir nur eurem Indymedia-Artikel verdankt. Wir haben so viel Zuwachs bekommen, weil ihr auf uns aufmerksam geworden seid. Ihr wart zu zehnt und eine komplette geistige Behinderung haben wir gefilmt. Das war sehr witzig. Darüber hinaus habt ihr uns keinen Stress gemacht. Vielen Dank.“, spottet Tank. An anderer Stelle erläutert er aber, an welchen Stellen antifaschistische und zivilgesellschaftliche Interventionen gegen das Großtreffen der Rechtslibertären fruchtete:

Die Regensburger Band „furchtbar schee“ habe nach Protesten gegen ihre ursprünglich für das Fest geplanten zwei Auftritte abgesagt. Auch der Caterer bzw. Gastronom, der gebucht worden war, habe nur noch das Bier hingeliefert und sei wieder gefahren. Spontan haben Festbesucher einspringen und die Bar bespielen müssen. Bei den langen Schlagen an der Ausgabe man habe sich gefühlt wie im Sozialismus, nörgelten einige Gäste.

Die Berichterstattung zum Fest und sich darauf regende Proteste in der Regensburger Stadtgesellschaft, so suggerieren Tank und Handwerker weiter, seien der Grund dafür gewesen, dass der Kartenverkauf für das Fest abgebrochen werden und das Event zur „Privatveranstaltung“ umdeklariert werden musste. Betrug sei das aber nicht, man habe ja tatsächlich im Grunde alle Besucher*innen irgendwie schon gekannt, rechtfertigt Tank. Viele Leute, die noch hätten kommen wollen, seien jedoch von der vorzeitigen Schließung des Kartenverkaufts betroffen gewesen. „Das ist halt gewachsen darauf, dass diese Antifa den Veranstalter belästigen und der Veranstalter zu wenig inhaltlich über uns weiß, sodass er nicht sagt ‚ihr seid selber alle blöde Nazis‘ und dann, wenn die dreißigste E-Mail kommt, dann beachtet man das vielleicht auch noch, obwohl inhaltlich ja gar nichts dahintersteckt“, erklärt sich Handwerker die Abläufe.

Luftaufnahme des Festival-Geländes Schloss Pürkelgut

Extrem rechte Talking Points – was aber based ist

Dass hinter den vermeintlich unbegründeten, bösen Zuschreibungen gegenüber den Rechtslibertären bei näherer Betrachtung doch „etwas dahintersteckt“, zeigt ein Blick auf inhaltliche Ausgestaltung einiger Panels. Die von den Rechtslibertären immer wieder angeführte Diskussionsfreudigkeit bezieht sich vor allem auf extrem rechte Talking Points. Das wurde beispielsweise auf dem Panel deutlich, auf dem Joana Cotar, Christian Bubeck, Ulrich Vosgerau und Paul Brandenburg unter der Moderation von Helmut Reinhardt diskutierten. Es ging darin vor allem um die vermeintliche Gewalt durch Geflüchtete und Migrant*innen und die Korrumpiertheit des politischen Systems. Joana Cotar bediente die extrem rechte Verschwörungserzählung vom Großen Austausch, als sie über die Grünen sagte: „Es ist das Ziel das Land so abzuschaffen, wie wir es kennen, das Volk zu durchmischen, die Deutschen soweit abzuschaffen.“ Paul Brandenburg gab sich beste Mühe, die Schwelle zur Strafbarkeit zu überschreiten: „Wir leben in einem Land, in dem mehrere Massenmörder nicht nur frei herumlaufen, sondern als ehemalige Minister immer noch von Staatsgeld leben. Wir leben in einem Zustand der Herrschaft von Barbaren, von Mördern, Betrügern und Berufsverbrechern. Und diese Kreaturen, die wissen, was passiert, wenn abgerechnet wird. Sie haben zu Recht Angst um ihr Leben.“

Südamerika all over the place

Unübersehbar war die Inszenierung des argentinischen Präsidenten Javier Milei, mit seinem Ausspruch „Afuera!“ Namensgeber des Festivals. Als internationale Gäste waren Ivan Dubois (Präsident der International Alliance of Libertarian Parties IALP) und Lilia Lemoine (argentischnische Kongressabgeordnete und Vertraute Mileis) aber auch der Ökonom und Mileis Berater und „rechte Hand“, Phillipp Bagus, aus Madrid angereist. Was bei Milei-Plastikfiguren und überlebensgroßen Leinwandprojektionen noch harmlos bis zum Fremdschämen sein mag, zeigte sich auch von seiner menschenfeindlichen Seite: Der Streamer Andreas Tank (DerRosarotePanzer) posierte freimütig mit einem Shirt mit der Aufschrift „Pinochet’s Helicopter Tours Est. 1973“. Der Helicopter ist in der rechtslibertären Szene eine gängige Anspielung auf die sogenannten „Flüge des Todes“, eine systematische Vernichtungsmethode aus den 1970er Jahren in Chile, Argentinien und Uruguay. Besonders unter der Pinochet-Diktatur (Militärherrschaft von 1973 bis 1990) in Chile wurden die Todesfluge („vuelos de la muerte“) als eine Form der Folter, Ermordung bzw. des spurlosen „Verschwindenlassens“ von politischen Gefangenen praktiziert. Diese wurden gefesselt aus einem Flugzeug oder Hubschrauber der Streitkräfte ins Meer geworfen, um sie zu ermorden und gleichzeitig alle diesbezüglichen Beweise zu beseitigen. Das Billigen solcher Verbrechen auf dem AuferaFest jedenfalls spricht Bände.

Pilotpojekt rechtslibertärer Vernetzung in Regensburg

Auf einem Event-Gelände voller Infostände, einer Haupt- sowie einer überdachten Nebenbühne und zahlreichen angebotenen Aktivitäten, von Whirlpool über Hüpfburg bis Bogenschießen und Whiskeyverköstigung, mit einschlägigem Abendprogramm, musikalischen Auftritten diverser Sänger und Amateur-Entertainer sowie einem eigens gebrauten Afuera-Bier kamen gut 200 Rechtslibertäre in Regensburg zusammen. Angereist waren diese aus dem ganzen Bundesgebiet sowie aus Bulgarien, Mallorca, Argentinien und Próspera, einer „Private City“ für Reiche in der Karibik.

Ein bedeutender Teil der Anwesenden dürfte organisatorisch eingebunden gewesen sein, bekanntere Gäste waren auf Einladung anwesend und als VIP auf dem Gelände untergebracht. Nur wenige Teilnehmende kamen aus der Region, viele waren etliche Stunden mit dem Auto angereist. Neues Publikum dürfte die Veranstaltung damit in der Regel nicht erschlossen haben. Zur Vernetzung, Konsolidierung und inhaltlichen Festlegung auf extrem rechte Themen und Narrative allerdings, konnte das Fest dienen – zur Verankerung der Szene in der so verhassten Politik, allemal. Ob es für die für 2026 bereits angekündigten Folgeveranstaltung bei Regensburg als Ausrichtungsort bleibt, ist dabei noch ungewiss – seitens der Rechtslibertären scheint eine Wiederholung in der Eventlocation Pürkelgut jedoch ausdrücklich gewünscht.