„Wir formen Champions“ heißt es beim Kampfsportclub Galaxy Gym in der Günzstraße in Regensburg. Korrekterweise müsste es heißen: „Wir haben kein Problem mit Nazis im Kampfsport“ – und schicken unsere Kämpfer dorthin. Dieses Problem scheint tiefer zu sitzen: Headcouch und Astrologe Karl-Heinz „Cai“ Waldenberger teilt in Sozialen Medien extrem rechte Inhalte, schrieb im Blog/Forum eines rechtsesoterischen Verlages und nahm des Öfteren an rechten und verschwörungsideologischen Veranstaltungen in Regensburg teil.
Auftritt bei rechtem Event? Klar: #nopolitics
Am 5. Februar 2023 fand in Schkeuditz bei Leipzig das Kampfsportevent „Ostdeutschland kämpft“ statt. Anlass war das Firmenjubiläum von Black Rainbow Security, das seit Jahren Neonazis bis Rechtsterroristen beschäftigt. Dies zeigte sich auch an den Mitarbeitern, die als Kämpfer bei „Ostdeutschland kämpft“ in den Ring steigen sollten, wie Neonazi und Hammerskin Martin Krause oder Brian Engelmann. Beide waren am dem Überfall am 11. Januar 2016 auf den Leipziger Stadtteil Connewitz beteiligt. Auch andere Kämpfer und Organisatoren von „Ostdeutschland kämpft“ sind im neonazistischen Milieu verankert, wie der Rechercheartikel der Antifa Leipzig aufzeigt. Deren Prognose lautete, dass am Abend des 5. Februar 2023 zahlreiche Neonazis, rechte Hooligans und Personen aus dem Umfeld der organisierten Kriminalität im Ring stehen und im Publikum sitzen werden.
Doch nicht nur Kampfsportler aus Ostdeutschland sollten antreten – auch aus dem Regensburger Galaxy Gym war ein Kämpfer angekündigt. Im Vorfeld warb das Kampfsportstudio auf seinem Instagram-Account zudem für das Event. Anlass für uns, den Betreibern eine Nachricht zu schreiben, über den neonazistischen Hintergrund aufzuklären und sie zu bitten, nicht anzutreten. Das Galaxy antwortete zwar nicht, löschte aber den Werbungspost für das rechte Kampfsportevent.
Doch statt der Bitte nachzugehen, nicht in den Ring mit Nazis zu steigen, bzw. vor einem neonazistischen Publikum zu kämpfen, traten für das Galaxy Gym an diesem Abend gleich zwei Kämpfer an. Einer von ihnen: der ehemalige WKA-Weltmeister Leo „The Pitbull“ Bönniger, der laut dem Galaxy gegen „die Leipziger Ikone“ Andre Rummelt aus dem Siam Gym kämpfte. Ähnlich wie Black Rainbow Security gilt das Leipziger Gym als Ort, an dem Neonazis ungestört sowohl trainieren als auch Trainer seien können. Auch trug Rummelt an dem Abend eine Hose des rechtsoffenen Gym La Familia Halle, wo Neonazis und andere Faschisten in der Vergangenheit ungestört trainieren konnten. Galaxy postete bei Instagram ein Bild mit den Hashtags #Freiheitistnichtverhandelbar #libertarian #love #leipzig #keepgalaxyweird #sport #nopolitics. Das zeigt nicht nur den wirren Freiheitsbegriff von Headcouch Karl-Heinz „Cai“ Waldenberger, sondern tut das dichte Geflecht aus Security Business, Kampfsport und Neonazismus und die dahinter stehende Ideologien als unpolitisch ab. Kampfsport als Rekrutierungsfeld und Bühne für menschenverachtenden und extrem rechte Ideologien werden komplett ausgeblendet. Dabei sind Waldenberger und das Galaxy Gym selbst nicht gerade #nopolitics.
Waldenberger: Zwischen Rechtsliberalität, rechten Narrativen …
Zunächst fällt bei Waldenberger die Nähe zur extrem rechten Partei AfD auf. Bei Facebook liked er zahlreiche AfD-Seiten und Akteure (Alice Weidel, Tino Chrupalla, Peter Boehringer, etc.) und postet und repostet AfD-Beiträge und Reden. Auch andere rechtspopulistische bis extrem rechte Inhalte, etwa von Gloria von Thurn und Taxis, die Bügerbewegung Pro Chemnitz, Jürgen Köppl (SVP), Hans-Georg Maaßen, uvm. sind auf seiner Facebookseite seit vielen Jahren zu finden. Die Inhalte bewegen sich zwischen Corona- und Klimawandelleugnung, Antifeminismus (im Sinne einer angeblichen Entmännlichung) und Migrationsfeindlichkeit. Da verwundert es nicht, dass Waldenberger 2016 Teilnehmer einer rechten, aus der Russlanddeutschen Community organisierten Kundgebung war.
Auch auf Waldenbergers Instagram Account finden sich rechte Narrative, dort dominieren seit 2020 vor allem verschwörungsideologische und NS-relativierende Inhalte. Er spricht etwa durchgehend von Corona-Diktatur bzw. -Regime, von Maulkörben (Mund-Nase-Schutz) und von Zwangsspritzen. Zudem leugnete er die Gefährlichkeit des Corona-Virus. Wiederum nicht verwunderlich, dass er 2022 mindestens zwei Mal bei verschwörungsideologischen Demonstrationen vor Ort war. NS-relativierend setzt er sich außerdem mit den Geschwistern Scholl gleich und rief per Video auf seinem Motorrad auf, den Corona-Lockdown zu brechen. Auch gewaltvolle Ansagen lassen sich auf dem Profil finden. Bei einem Video vom Bogenschießen schreibt er „Plattschuss in die Söderfresse“ und „potentiellen Denunzianten“ droht er mit Hausbesuchen. Vereinzelt finden sich unter den Likes dieser Posts Trainer und auch Trainierende des Galaxy Gym wieder.
Waldenberger – der sich stellenweise als anarchisch oder anarchistisch (sic!) bezeichnet – vertritt dabei einen absurden Freiheitsbegriff, wie er häufig in der verschwörungsideologischen und rechten Bewegung zu finden ist: Freiheit als purer darwinistischer Egozentrismus ohne gesellschaftlichen Solidarität, als Leben auf Kosten Dritter, als Abbau des Staates und damit auch der sozialen Errungenschaften der Arbeiter*innenbewegung im Klassenkampf. Schon vor Corona teilte Waldenberger rechtslibertäre Seiten wie das EF-Magazin oder die Libertäre Initiative.
… und pseudowissenschaftlicher Astrologie und Rechtsesoterik
Neben seiner erfolgreichen Aktivität als Headcoach im Galaxy Gym ist Waldenberger auch als Astrologe mit Schwerpunkt der Zeitprognose und der Börsenastrologie umtriebig – interessanterweise unter zwei unterschiedlichen Namen. Während er im Sportbereich als Cai Waldenberger bekannt ist, agierte er in der esoterischen Szene lange Zeit fast ausnahmslos mit seinem bürgerlichen Namen Karl-Heinz Waldenberger bzw. als Autor Spica-Astro. Der 65-Jährige bezieht dabei unter anderem auf den Antimodernismus Ernst Jüngers. In Waldenbergers Texten verschwimmen rechte Narrative und Esoterik: In einem längeren Forumseintrag von Goldseiten.de – dessen Impressum ein rechtsesoterischer Verlag innehat – verglich er die Horoskope Adolf Hitlers und Angela Merkels und zog den Schluss der Wesensverwandtschaft. Auch auf seinem Instagram Account spica.atro.logy finden sich rechte Aussagen und antisemitische Bezüge. Er spricht dort unter anderem vom „asozialen Transgenderhumanismus“, den „internationalen Kabalen“ oder von den „Globalisten, die aufgrund ihrer persönlichen Vorteile die Welt in eine Klimahysterie versetzten“. Auch diese Posts werden regelmäßig vom inner circle des Galaxy Gym geliked – auch von erfolgreichen Kämpfern.
Daneben ist Waldenberger auch in der rechtsoffenen und verschwörungsideologisch geprägten Edelmetall-Branche zu finden. Er referierte bei der Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse und war CEO seiner eigenen mittlerweile aufgelösten Firma „Spica Consult AG“, die „Beratung und die Analyse im Bereich Rohstoffe und Metalle sowie die Vermittlung von Rohstoffen und Metallen“ bot. Auch in diesem Bereich lassen sich viele Querverbindungen zur AfD und zu Rechtsliberalen aufzeigen.
Fazit
Auch wenn das Galaxy Gym in Regensburg kein Ort der extremen Rechten ist, so sind sowohl der Umgang mit rechten Kampfsportevents als auch Karl-Heinz „Cai“ Waldenberger als Headcoach problematisch. Letzteres, weil er mit seinen Verbindungen in die rechtsesoterische Szene rechte Narrative und Ideologie im Internet wie im Gym verbreitet – gefährlich vor allem für jüngere Schützlinge.
Die Teilnahme an rechten Events – auch unbeabsichtigt – stärkt die neonazistische Szene und verschleiert rechte Ideologien im Kampfsport. Damit Kampfsport als legitimer sportlicher Bereich gelten kann, braucht er eine klare Abgrenzung zu Neonazis, Egalität und Solidarität und muss diametral zur faschistischen Ideologie stehen. Für uns gilt daher: Kein Handshake und keine Fairness für Nazis, weder auf der Matte noch anderswo!
anita f. // Februar 2023