Eine Woche später: Zwischenfazit zur Stellungnahme „Kritik am IKS“

Vorgeschichte

Nachdem der IKS über ein Jahr lang offensichtlich antisemitisches Gedankengut und Bildmaterial über seinen Facebook-Auftritt verbreitet hat, haben sich die Gruppen anita f., dissent und Gruppe Flaschenpost dazu entschieden, dies nicht mehr unkommentiert stehen zu lassen. Unsere Kritik veröffentlichten wir in einer detaillierten Stellungnahme (1). Dies passierte jedoch nicht im luftleeren Raum. Wir kontaktierten den IKS zuvor per Mail und baten um ein Treffen, um über ihre Facebook-Beiträge zu sprechen. Diese Einladung wurde mit absurden Argumenten ausgeschlagen.

Mit dieser Reaktion hatten wir nicht gerechnet.

Seit Jahren sind wir gemeinsam mit dem IKS, der uns für unsere antifaschistische Arbeit immer geschätzt hat, in unterschiedlichen antirassistischen und antifaschistischen Bündnissen aktiv. 2014 organisierten wir maßgeblich eine Demonstration für die YPG/YPJ (2) mit, der sich der IKS dankend anschloss. Einige Monate später organisierten wir mit weiteren Gruppen, Genoss_innen und dem IKS eine Demonstration gegen das Verbot der PKK (3). 2016 organisierten wir zudem die Veranstaltung „Delegation der YXK nach Kurdistan“ (4), bei der der IKS Mitorganisator war.

In den 13 Jahren unseres Bestehens (5) haben wir nie damit hinterm Berg gehalten, dass wir uns als israelsolidarische Antifaschist_innen verstehen, die Antisemitismus – egal welcher Form und Spielart – als Problem verstehen und bekämpfen. Auch der IKS wusste dies und schien lange Jahre kein Problem damit zu haben. Wir aber haben nun ein Problem mit dem israelbezogenen Antisemitismus, den der IKS – erst seit jüngerer Zeit für uns sichtbar und vor allem in dieser Intensität – zeigt.

Die Hoffnung stirbt zuletzt?

Obwohl unser Gesprächsangebot abgelehnt wurde, hofften wir nach der Stellungnahme, dass der IKS den Austausch sucht und uns kontaktiert. Doch leider: von Kritikfähigkeit, Offenheit gegenüber langjährigen Bündnispartner_innen oder Reflexionsfähigkeit keine Spur.

Als Antwort gab es nach ein paar Tagen einen kurzen Facebook-Post, in welchem man, in jammernder Manier, verlauten ließ, dass man aufgrund der eigenen Klassen-Zugehörigkeit die oben genannte Kritik nicht nachvollziehen könne. Wir haben uns bemüht, unsere Kritik möglichst voraussetzungsarm und nachvollziehbar zu formulieren. Verständnisfragen oder eine Bitte, den Sachverhalt noch einmal zu erklären, kamen nie.

„Das Feld den Antideutschen überlassen“?

Anstatt ernstzunehmen, dass wir hier ein inhaltliches Problem sichtbar machen, inszeniert sich der IKS – und hier können schon Zuge eines Verfolgungswahns attestiert werden – als Opfer einer Verschwörung („Hurra alle anti Deutsche neue Rechte benachrichtigen und auf IKS angreifen..“). Es wird mit Behauptungen um sich geworfen, „alle neue Rechte so genannte Israel und USA freundinnen, anti Deutsche besserwisserinnen“ hätten sich gegen den IKS verschworen. Wer Kritik äußert, wird als „von DGB und Stiftungen bezahlte Angestellterinnen und Ewige IKS Gegnerinnen“ bezeichnet.

Der IKS vergreift sich in der Auseinandersetzung immer wieder im Ton. So werden Personen aus antirassistischen Zusammenhängen, die ihre Posts kritisierten als „neue Rechte“ bezeichnet. Zeitgleich wird der Querfrontler und Wahnwichtel Dieter Dehm (6) als „ein mutiger solidarische Mensch“ betrachtet. Es wird nicht einmal in Betracht gezogen, dass es uns wirklich um Kritik an Antisemitismus innerhalb der Linken gehen könnte. Stattdessen wird uns eine plötzliche „Feindschaft“ vorgeworfen und der IKS kündigt an: „IKS hat nur den Feld den Antideutschen über lassen hat, war anscheinend große Fehler gewesen. Ein können wir Euch garantieren in Regensburg wird in der Zukunft nicht mehr so seien wie bis jetzt“. Unverständlich ist für uns, warum der IKS uns plötzlich so massiv mit dem „antideutschen“ Stereotyp identifiziert. Wir waren nie „die Antideutschen“ denen man „das Feld überlässt“ (oder eben auch nicht überlässt), sondern immer vorrangig Genoss_innen in wertschätzender Zusammenarbeit, die aber auch klare Prinzipien haben. Das Schwarz-weiß-Denken und die komplett fehlende Bereitschaft, sich mit unserer Kritik auseinanderzusetzen, bedauern wir.

„Links und Revolutionär ist das nicht“

Wie zu erwarten (und auch gewünscht) wurde unsere Stellungnahme von verschiedenen Seiten kommentiert und bewertet. Mancher Kommentar war dabei wirr bis unverständlich, andere hielten an altbewährten antisemitischen Denkmustern fest und wieder andere wagten wenigstens den Versuch, so etwas wie inhaltliche Kritik zu äußern. Festzuhalten bleibt jedoch, dass bisher nicht eine einzige inhaltliche Kritik an obiger Stellungnahme abgegeben wurde, die sich durch seriöse Quellen belegen lässt. Es gab nicht eine Gegendarstellung, welche die Terroristin Leila Chaled von ihren Taten freisprechen wurden. Es gab auch keine Erklärung warum die BDS-Kampagne nicht antisemitisch sein sollte.

Vielmehr wurde – wie eigentlich immer, wenn Antisemitismus angeprangert wird – mit Allgemeinplätzen um sich geworfen, welche inhaltlich nicht bedeutsamer sind, als der Ganze Schund, der von so genannten Israel-Kritiker_innen immer wieder von sich gegeben wird. So wurde uns Spaltung vorgeworfen und versucht, uns als Kapitalismusverteidiger_innen zu diskreditieren.

Eine andere Person warf uns vor „jeden zum Feind [zu] machen anstatt mal linke Politik auf die Straße zu bringen“. Der Tenor: Wer andere Linke kritisiert, kann nicht links sein, denn Linke machen per se immer das Richtige (Revolution) und sind dabei selbst frei von jeglicher Ideologie. Wer, so wie in vielen Kommentaren zu lesen, lieber auf gefühlte Wahrheiten, linkes Bauchgefühl, Freund-Feind Schema und Verschwörungs-Geschwurbel setzt, anstatt seine Argumente inhaltlich zu untermauern bzw. auch nur mal ganz konkret auf die Stellungnahme und die Kritik einzugehen, sollte mal an seinem „linken Weltbild“ arbeiten. Trotz alldem Vielen Dank für die zahlreichen solidarischen Kommentare und die Unterstützung, online und offline. Wir rufen weiterhin dazu auf, sich mit den dargestellten Inhalten und unserer Kritik an der Gruppe auseinanderzusetzen und gegebenenfalls Schlüsse zu ziehen. Antisemitismus darf nicht geduldet werden!

anita f.

Dezember 2018

(1) https://anitaf.net/2018/12/14/stellungnahme-kritik-am-internationalen-kultur-und- solidaritaetsverein-regensburg-iks/#more-973

(2) https://anitaf.net/news/2014-10-07-solidemo-halt-stand-kobane/

(3) https://anitaf.net/news/2014-12-11-demonstration-pkk-verbot-asylrechtsverschaerfung-stoppen/

(4) https://anitaf.net/2016/05/17/16-06-2016-vortrag-newroz-hinter-barrikaden/

(5) Dienjenigen, die uns vorwerfen, nur andere zu kritisieren und selbst keine Politik zu machen, können sich hier vom Gegenteil überzeugen: https://anitaf.net/archiv/

(6) https://www.heise.de/tp/features/Querfront-als-Symptom-3952540.html?seite=all