2014.10.07 // Solidemo „Halt Stand Kobanê“

kobane

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Aufruf:

Die islamistische Mörderbande „Islamischer Staat“ (IS) versucht in diesen Stunden die Stadt Kobanê (Ain al-Arab) einzunehmen. Die Lage ist dementsprechend schlecht, die IS-Mörder sind den Verteidiger_innen waffentechnisch haushoch überlegen. Ein Massaker an den dort lebenden Kurd_innen steht bevor.

Wie in vielen anderen Städten weltweit, wird es deßhalb auch in Regensburg eine Solidaritätsdemonstration geben.

Kommt deßhalb heute (07. Oktober 2014) um 20.°° Uhr zum Neupfarrplatz und zeigt eure Solidarität!

Für die Verteidigung eines emanzipatorischen Gesellschaftsentwurfes im Nahen Osten!

Hoch die Solidarität!

07.10.14

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Redebeitrag

Der Massenmord an den Yeziden im irakischen Shengal­-Gebirge hat den Terror des „Islamischen Staates“ (IS) zum Gegenstand der internationalen Debatte gemacht. Die USA reagierten, wenn auch nur zögerlich und zu spät mit Luftangriffen auf IS­Stützpunkte. Deutschland und andere Staaten liefern nun, wenn auch nur kleine, Waffen an die Pershmerga­Kräfte des konservativen nordirakischen Kurdenpräsidenten Barzani.

Währenddessen werden die linken Kräfte der kurdischen Befreiungsbewegung weiterhin als „terroristische Vereinigungen“ von Deutschland, der EU und der USA verfolgt. Dies obwohl selbst bürgerliche Beobachter_innen feststellen mussten, dass vor allem die Guerillakräfte der PKK und der syrischen YPG den Völkermord an den Yeziden verhinderten. Obwohl das anstehende Massaker in Kobane für alle sichtbar ist, werden keine Waffen an die Einheiten der YPG und YPJ geliefert. Eine Luftunterstützung der USA erfolgte nur spärlich. Weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit kämpfen die kurdischen Selbstverteidigungskräfte der YPG seit Jahren einen blutigen Abwehrkampf gegen die zahlenmäßig überlegenen „Gotteskrieger“ des „Islamischen Staates“ und der „Al Nursa Front“, um die „Rojava“ genannten kurdischen Gebiete in Syrien zu verteidigen. Sie waren immer auf sich alleine gestellt.

Dort wird seit Beginn des syrischen Bürgerkrieges versucht, eine emanzipatorische Alternative zum religiösen Terror des Islamischen Staates und der Unterdrückung durch das Assad­ Regime aufzubauen. Basisdemokratie, Selbstorganisation, Konföderalismus und die Überwindung ethnischer und konfessioneller Spaltungen sind die Grundlagen dieses gesellschaftlichen Experimentes.

Seit Montag läuft in Syrien nun eine Grossoffensive der „Gotteskrieger“ des islamischen Staates gegen die kurdische Enklave Kobane. Die kurdischen Selbstverteidigungseinheiten u.A. YPG und YPJ liefern sich eine blutige Abwehrschlacht gegen die zahlenmässig überlegenden IS­Kämpfer, die von 3 Seiten gegen die kurdische Gebiete vorrücken. Seit gestern Nacht sind die Islamfaschisten in der Stadt Kobane. Zahlose Zivilisten und Kämpfer_innen haben diese nicht verlassen und wollen sowohl für die Stadt als auch die fliehenden Zivilisten kämpfen. Auch in den Stunden der Not werden sie alleine gelassen. Eine Hilfe des Westen fällt aufgrund der Nähe zu der als terroristisch eingestuften PKK aus. Mit allen Mitteln versucht die Regierung in der Türkei, dies auch weiterhin aufrecht zuhalten. Sie steht dem Gedanke eines eigenständigen Staates der Kurden diametral entgegen und setzte dies auch durch. Korbane und seine Verteidiger_innen sind wieder auf sich alleine gestellt.

Nach dem bekannt werden das Kämpfer des IS in die Stadt Kobanê eingedrungen sind gingen seit gestern Nacht tausende Menschen auf die Straße und artikulieren ihre Wut über die türkische AKP Regierung, den westlichen Staaten und den Faschisten der IS. Die Türkei so scheint es erlebt gerade den Anfang eines Aufstandes der nicht nur von Kurd_innen getragen wird. In der Stadt Van zum Beispiel im äußersten Osten Anatolien wird von Zehntausenden berichtet, die gegen die türkische Polizei kämpfen. Unter anderem wurden hier die Statue des Staatsgründers Atatürk sowie Parteigebäude der AKP und der faschistischen MHP in Brand gesteckt. Des Weiteren wurde ein Waffenladen geplündert, um sich gegen die anrückende Armee wehren zu können. Aber auch Pro­IS­ Sympathisanten machen in der Türkei mobil. So wird im Istanbuler Stadtteil Sultangazi das Hauptquartier der pro kurdischen HDP von knapp 3.000 Faschisten seit Stunden belagert. Die Angreifer bedrohen die 50­60 Eingeschlossenen mit Baseballschlägern, Steinen und Messern und rufen dabei „Allah akbar!“. Die Polizei soll laut Perspektive Kurdistan bewusst weg schauen und die Belagerung ungehindert zulassen.

Als antifaschistische und radikale Linke wissen wir wenn wir in diesem Konflikt unterstützen und wem unsere Solidarität gebührt. Denn die bemerkenswerten Fortentwicklungen der letzten Jahre haben der kurdischen Bewegung ein vollkommen neues Gesicht gegeben. Was einst als ethnisch geprägter Widerstand gegen die ja ebenso ethnische Unterdrückung der Kurdinnen und Kurden begann, ist längst nicht mehr ein in diesem Sinne rein „kurdisches“ Projekt, sondern bezieht progressiv denkende Menschen u.a. türkischen, syrisch­arabischen, persischen Hintergrundes gleichberechtigt mit ein. In der Bewegung hat sich laut dem Projekt Perspektive Kurdistan ein bemerkenswertem Erfolg mit den Erkenntnis, patriarchale Strukturen durchbrechen zu müssen entwickelt. Auch wurde die Frage beziehungsweise eine ambivalente bis skeptische Haltung zum Nationalstaat entwickelt. Dies kann zwar, zumal inmitten einer Welt der Nationalstaaten, einen (über)lebensnotwendigen Schutzraum darstellen, zugleich reproduziert er aber auch die Unterdrückungs­ und Ausgrenzungsverhältnisse und stellt diese auf Dauer. Auch hier können wir als westliche Linke daran anknüpfen.

Dabei verteidigen die Kämpfer_innen der YPG/YPJ zur Stunde in Kobane nicht nur die kurdische Selbstverwaltung und deren emanzipatorischen Errungenschaften wie Basisdemokratie und Frauenpartizipation. Sie verteidigen das Gewissen der gesamten Menschheit gegen die erzeugte Barbarei: den islamischen Staat (IS) und dessen reaktionäre und mörderischen Ideologie.

Für uns ist klar, den Halsabschneidern, Mörder, Vergewaltiger und Faschisten der IS kann mensch nicht mit Worten begegnen, sondern muss ihnen eine Kugel in den Kopf jagen. Samel Salzman der in den internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg kämpfte sagte: „Mit Faschisten diskutiert man nicht, Faschisten tötet man“. In diesem Sinne:

­ Für die Verteidigung eines emanzipatorischen Gesellschaftsentwurfes im Nahen Osten!

­ Weg mit dem PKK Verbot!

­ Wir fördern Waffen für die YPG!

­ Solidarität mit unseren Genoss_innen in Kurdistan und der Türkei!

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Presseartikel:

Regensburg-digital: Demonstranten sammeln Geld für Waffen

Indymedia linksunten: Solidarität mit den Menschen in Kobanê und Rojava (Demo Regensburg)

Mittelbayerische Zeitung: Demonstranten fordern Hilfe für Kurden