Regensburg – Demonstration
Am 08. Januar fand erneut eine große Samstagsveranstaltung der verschwörungsideologischen Szene in Regensburg statt.
Organisiert wurde die Demonstration von Florian Kuttner (Pentling), der erst seit kurzem im Umfeld der Szene aktiv ist. Der Heilpraktiker und Physiotherapeut trat bereits am 18. Dezember und am 01. Januar als Redner bei den Veranstaltungen auf und bezeichnete sich als ‚quasi-Mediziner‘. Entsprechend versuchte er mit der Veranstaltung insbesondere Pflegepersonal anzusprechen, sich gegen die aktuell diskutierte Impfpflicht zu positionieren.
Die Veranstaltung begann um 14:30 am Domplatz, wo neben Kuttner u.A. auch der rechte Querdenken-Aktivist Helmut Bauer (Eslarn, Lkr. Neustadt/Waldnaab) sprach. Die ca. 2.000 Personen setzten sich in einem Demozug über den Dachauplatz ein Mal um die Altstadt in Bewegung. Angeführt wurde der Marsch von Kuttner mit seiner Trommel und einigen Personen in weißen T-Shirts, die ihren Pflegeberuf symbolisieren sollten.
Einige Schilder thematisierten die Corona-Impfungen („Nein zur Impfpflicht“, „Freie Impfentscheidung“ und „Pflegerin mit <3 aber ohne Impfung“), manche versuchten sich vordergründig von der problematischen Bewegung, mit der sie auf der Straße waren, abzugrenzen („„Impfen ja, Impfpflicht nein, ich bin kein Querdenker“). Auf vielen Schildern waren Anklänge an bekannte verschwörungsideologische Parolen zu lesen („„Dein Kind = Labormaus?“, „Söder & Gates, weg mit dem Impfdreck“, „Plandemie“, „Souveränität für Deutschland“, „Great Reset“). Vergleiche mit Diktaturen und dem Nationalsozialismus („Corona-Diktatur? Nein Danke“, „Nie wieder Faschismus! Für Selbstbestimmung“) und mit der Schoah („Wir haben nur Befehle befolgt“ 1945 – KZ-Aufseher, 1990 – Mauerschützen, 2021 – Polizisten“) waren ebenfalls zu lesen. Dieses antisemitische Schild trug ein Aktivist der Gruppe „Studenten Stehen Auf – Regensburg“.
Die Regensburger AfD marschierte im Demozug wie selbstverständlich mit. Aus Regensburg waren vor Ort: Kreisrat Michael Ofen, Stadtrat Thomas Straub sowie Peter Timmel, Nikolai Sitschow, Thomas Braun, Dieter Arnold, Norbert Jörss und Klaus Piater. In der Mitte des Zuges befand sich auch eine junge siebenköpfige Gruppe, in der ein Teilnehmer eine Mütze der neonazistischen Kleinstpartei Der III. Weg trug. Gegenüber Passant:innen und Fotograf:innen und Gegendemonstrant:innen trat sie besonders aggressiv auf. Der Neonazi hatte bereits am vergangenen Montag – ohne erkennbare Parteisymbole – am „Montagsspaziergang“ teilgenommen.
Darüberhinaus war nahezu die komplette verschwörungsideologische Corona-Szene versammelt. Von der Partei „dieBasis“ liefen beispielsweise wie Jörg Brunschweiger, Manfred Rasch und Stefan Schiller mit. Auch der Reichsbürger Carsten Bulicke („Vaterländischer Hilfsdienst“) war vor Ort.
Unterwegs mussten die Aktivist:innen immer wieder lautstarken Widerspruch von Gegendemonstrant:innen einstecken, einige reagierten aggressiv. Am Domplatz beobachteten zwei Aktivistinnen einen Hitlergruß, die Polizei schritt nicht ein.
Artikel von Regensburg – Digital: