Seit einigen Wochen findet in Regensburg am Domplatz eine Kundgebung der aktuellen Anticoronamaßnahmenprotestbewegung („Coronarebellen“) statt. Der Protest ist dabei in Inhalten und Zielen großteils heterogen und auch die Teilnehmer_innen kommen dabei aus unterschiedlichen Spektren. Auch beim Organisator_innenkreis ist eine Heterogenität feststellbar und neben Impfgegner_innen und Verschwörungsideolog_innen sind Personen aus der extremen Rechten fest verankert.
Zu letzterem Spektrum gehört Sophie Ferstl aus Neutraubling, die seit Jahren den anonymen Twitteraccount „CantaTeDominum“ betreibt.
Ferstl stieß zu den aktuellen Protesten und den damit verbundenen Telegramgruppen Ende April 2020. Relativ schnell übernahm sie hierbei auch Administratorinnenrechte und versuchte auch in Neutraubling Protest zu organisieren. Dabei trafen sich – natürlich unangemeldet – eine Handvoll Personen mit gelben Westen am Rathaus in Neutraubling und gingen spazieren. Auf ihrem persönlichen Twitteraccount bewarb sie zudem die unangemeldete Versammlung am 02. Mai in Regensburg. Am 16. Mai 2020 war sie wiederum als Ordnerin bei der Versammlung am Domplatz tätig, am 23. Mai 2020 trat sie als Rednerin auf. Zudem startete sie eine – die sie auch auf ihrem anonymen Twitteraccount „CantaTeDominum“ bewarb – Petition zur Aufhebung der Begrenzung von Trauergästen.
Ferstl, die als selbstständige Trauerbegleiterin, „freie Rednerin“ und Musikerin arbeitet (http://freie-rede-regensburg.de) und in der Pfarrei St. Michael Neutraubling die Orgel spielt , ist dabei aber noch mehr. Seit mehreren Jahren engagiert sie sich, wenn auch nur mit mittelmäßiger Reichweite, als extrem rechte Twitteraktivistin mit dem Namen „CantaTeDominum“.
Auf ihrem Account (mit 1.385 Followern), den sie seit 2012 besitzt, teilt sie Posts und Artikel von extrem rechten Medien, Organisationen und Personen. Darunter die Alternative für Deutschland (AfD), dem Neonazi Andreas Kalbitz & Björn Höcke, die „Junge Freiheit“, David Berger, Michael Stürzenberger, die Identitäre Bewegung (IB) sowie deren Anführer Martin Sellner.
Auch finden sich rassistische Posts und Kommentare in ihrer Timeline. Politische Gegner_innen werden – ganz in nationalsozialistischer Manier – als Tiere etikettiert. Linke sind dabei Bazillen, Demokraten wie Obama und andere werden als Ratten dargestellt. Verachtung für andere Feindbilder wie z.B. die FFF-Bewegung, die Grünen und Feminist_innen kann man zudem aus den Posts der gläubigen Katholikin herauslesen.
Außerdem versucht Sophie Ferstl immer wieder einzelne Aktionen zu starten, so beschrieb sie Geldscheine mit „Merkel muss weg“ und wollte Flugblätter der IB in Regensburg verteilen.
Dabei ist sie immer darauf bedacht, dass der Twitter-Channel „CantaTeDominum“ nicht mit ihrem Klarnamen in Verbindung gebracht werden kann, denn als „Selbstständige würde ich damit Aufträge verlieren“ wie sie selbst bei einem Post eingesteht. Doch Ferstl arbeitete hier nicht konsequent genug, denn immer wieder postete sie auch persönliche Dinge, wie zum Beispiel ihren Unfall in der Waschanlage.
Quellen: Screenshots Telegram, Twitter, YouTube, http://freie-rede-regensburg.de
+++ Update +++
Nach unserem Post auf Facebook löschte Sophie Ferstl ihre Hompage und stellte beide Twitteraccounts erst auf privat und löschte diese dann.