Nikolai Sitschow, der am 22.07.1951 geboren wurde und in Moskau studiert hat, ist mittlerweile in Rente. Seit April 2019 tritt er als Mitglied des Kreisvorstands der AfD in Regensburg in Erscheinung. Im September 2019 nahm er am AfD-Infostand am Neupfarrplatz teil. Mit vielen Wahlplakaten und sogar einem Anhänger mit seinem Konterfei versucht er aktuell im Stadtbild präsent zu sein. Sitschow zielt außerdem mit russischsprachiger Wahlwerbung auf Facebook auf Wähler_innen mit russischem Migrationshintergrund.
Sitschow, Listenplatz 4, kann als personelle Verbindung mehrerer ListenkandidatInnen der AfD gesehen werden Er wohnt zusammen mit Soja Nowajewa, Platz 19, im Kasernenviertel. Direkt nebenan leben Christel Pfeiffer (Platz 18) und Eugen Schwindt (Platz 6).
Klassischer Rassismus…
Politisch kann Sitschow ganz klar dem „Flügel“ innerhalb der AfD zugeordnet sowie bei ihm eine extrem rechter Ideologie festgestellt werden. Scrollt man durch seine Facebook-Seite, finden sich regelmäßig Links zu Reden und Beiträgen, beispielsweise des AfD-Bundestagsabgeordneten Gottfried Curio, in denen von einer angeblichen „Flut von Bereicherern“ und „Messermigranten“ die Rede ist. Auch seine Behauptung eines „staatlich geförderten Schleppertums“ kann hier eingeordnet werden. Offen rassistisch verbreitet Sitschow Inhalte, in denen von „Rassenunruhen“ oder einer „Verschwörung gegen die weiße Rasse“ die Rede ist. Sitschow selbst schreibt:
„Es besteht bereits kein Zweifel! Deutschland wird schnell islamisiert. In jeder Hinsicht werden Millionen von Muslimen und nur Moslems nach Deutschland gebracht. Auch aus Afrika nur Muslime. In der deutschen Geschichte hat es noch keine solche Kriminalpolitik gegen das eigene Volk gegeben. Das deutsche Volk wird im eigenen Land zerstört, indem es durch ein anderes Volk ersetzt wird.“
…und Unmengen an Verschwörungstheorien
Die antisemitischen Implikationen, die diese Mär vom „Großen Austausch“ in ihren Parallelen zu einer angeblich jüdischen Weltverschwörung enthält, zeigen sich bei Sitschow auch an anderer Stelle. Nach dem antisemitischen Terroranschlag auf eine Synagoge in Halle teilte er einen Beitrag, der eine „Inszenierung“ suggeriert.
Im Allgemeinen scheint Sitschow sich die Welt größtenteils mit Verschwörungstheorien zu erklären. Er teilt unter anderem Beiträge des Rechtsesoterikers David Icke, der nicht nur die antisemitischen Protokolle der Weisen von Zion positiv rezipiert, sondern auch Urheber absurder Theorien über Reptiloide ist. Außerdem verlinkt er auf Seiten der Reichsbürgerszene, die die Souveränität der BRD nicht anerkennt.
Seine Affinität zu dieser Strömung unterstreicht Sitschow mit einem Video, an dessen Ende der Bundestag explodiert und dazu eingeblendet wird: „Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten, vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk und es gnade euch Gott.“ Dieses in neonazistischen Kreisen beliebte Zitat wird oft fälschlicher Weise Theodor Körner zugeschrieben. Der Schriftsteller Körner (1791 – 1813) galt schon den Nationalsozialisten als wichtige Projektionsfläche ihrer nationalen Identifikation. Goebbels etwa bediente sich in seiner Sportpalastrede bei Körner, der noch heute insbesondere für seine Lieder in den antinapoleonischen Befreiungskriegen begeisterte Anhänger findet. Das Zitat aus dem von Sitschow geteilten Video kam allerdings zum ersten Mal bei einer Neonazi-Veranstaltung im Münchner Löwenbräukeller im Jahr 1990 auf. Mittlerweile stellen die Zeilen eine Art Szene-Code dar, der häufig auf PEGIDA-Demonstrationen skandiert wird. 2016 bediente sich auch der Flügel in einer Publikation des Spruchs.