Kommunalwahl 2020: Erhard Brucker (AfD)

Erhard Brucker, geboren am 28. Oktober 1972, wohnt zusammen mit seiner Frau im nördlichen Stadtgebiet. Er ist seit 2017 alleiniger Inhaber der Firma „Tauch- und Wassersport Dreizack GmbH“. Diese bietet Tauchkurse und Reiseangebote an, vertreibt Tauchsportutensilien in mehreren Onlineshops (u. a. Amazon) und betreibt den Tauchsportladen Dreizack in der Prüfeninger Straße 73, an dem auch diverse Paketstationen (GLS, DPD) angebunden sind.

Werdegang: Teil der extremen Rechten

Sein politischer Werdegang ist eng an den Münchner extrem rechten und vorbestraften Aktivisten Michael Stürzenberger geknüpft, an dessen diversen politischen Projekten Brucker sich in der Vergangenheit beteiligte. So war er Teil des Bundesvorstandes der extrem rechten Splitterpartei „Die Freiheit“ und ist Aktivist der sich als islamkritisch gebenden „Bürgerbewegung Pax Europa“ (BPE). Für diese meldete er am 12. Mai 2018 eine Kundgebung am Domplatz in Regensburg an. Vor allem in den Jahren 2017 und 2018 trat Brucker, neben Veranstaltungen der BPE, auch bei diversen Kundgebungen der bayerischen PEGIDA-Ableger in München und Nürnberg als Redner auf.

Mit Stürzenberger und anderen fuhr Brucker im August 2012 zu einer sogenannten Counter-Jihad-Konferenz ins schwedische Stockholm, dort trafen sich etliche extrem rechte Personen aus dem Spektrum, so u. a. auch der – wegen Gewaltverbrechen vorbestrafte – Gründer der „English Defence League (EDL)“ Tommy Robinson (Stephen Yaxley Lennon). Die EDL entstand aus einem Netzwerk von rechten Hooligans, 2010 standen zudem Mitglieder der EDL unter Terrorverdacht. In der Vergangenheit nahmen an Demonstrationen der EDL Neonazis von „Combat 18“ teil. Auch der Attentäter Anders Breivik, der 2011 in Norwegen 77 Menschen erschoss bezog sich in seinem Manifest auf die die EDL und die Counter-Jihad-Bewegung . Bei der Kundgebung der Counter-Jihad-Konferenz am 12. August 2012 in Stockholm war auf der Rednerbühne die Fahne der EDL aufgehängt, im Publikum Erhard Brucker.

Eintritt in die AfD

Brucker selbst beantragte schon 2017 seine Mitgliedschaft in der „Alternativen für Deutschland“ (AfD), wurde jedoch erst 2019 in die Partei aufgenommen. 2018 wurde er schon vom Kreisverband Regensburg als Redner für einen „Stammtisch“ eingeladen. Einige Monate vorher besuchte Brucker die „Flügel“ Veranstaltung mit Björn Höcke in Lappersdorf. Seit Frühjahr 2019 ist er Vorsitzender des AfD KV Regensburg und seit Herbst Beisitzer im bayerischen Landesverband.

Ideologie: Rassismus, Antisemitismus,  …

Brucker selbst gibt sich als großer Islam-Kritiker. Sein Wissen bezieht er dabei vor allem aus neurechten Quellen des Antaios-Verlags oder des Kopp-Verlags. Eine Integration von Muslimen hält er pauschal für nicht möglich und unterstellt Flüchtlingen kollektiv, nicht arbeiten zu wollen. Überhaupt beschreibt er sie entweder als dumm oder religiös-fanatisch. Das Phänomen Islamismus interessiert Brucker nur dann, wenn es seinem Rassismus dienlich ist. Gemäß dem neurechten Konzept des sogenannten Ethnopluralismus stört ihn der Islam nur dort, wo er vermeintlich naturgemäß nicht hingehört. „Ich seh das als Vorteil; solange die untereinander beschäftigt sind“, sagte er bei einem Vortrag des AfD KV Regensburg über „den Islam“ 2018 und spottet damit der Tatsache, dass die allermeisten Opfer islamistischer Gewalt und auf dem Islam basierender autoritärer Gesellschaftsformen selbst Muslime sind.

Neben einem antimuslimischen Rassismus zeigen sich bei Brucker zudem antisemitische Denkmuster. Darüber kann auch nicht hinwegtäuschen, dass Brucker bei seinen Reden hin und wieder demonstrativ vor einer Israel-Fahne steht oder von „christlich-jüdischen Werten“ spricht. Der jüdische Staat dient ihm wie vielen Rechten als Projektionsfläche für ethnische und religiöse Homogenität, legitimierte Wehrhaftigkeit und Frontstellung gegen eine Bedrohung durch den Islam (was mit der Realität im demokratischen Staat Israel wenig zu tun hat). Entsprechend existiert für Brucker Antisemitismus nur in linken, vor allem aber in islamischen Kontexten. 2018, ein gutes Jahr bevor ein rechtsterroristischer Attentäter die Synagoge in Halle angreifen wird, rief er bei PEGIDA in Nürnberg: „Als ob es noch irgendeinen deutschen Antisemiten geben würde. Da gibt’s wirklich keinen mehr!“

 

Verschwörungsideologie „Der große Austausch“

Gleichzeitig wendet sich Brucker in seinen Reden immer wieder gegen eine angebliche Elite und stößt dadurch die Tür zum Antisemitismus weit auf. In Aussagen wie „Und deswegen muss diese ganze sogenannte Elite einfach weg“, „Die ganzen Eliten gehören zum Teufel gejagt und die Presse gleich mit“ oder „Es ist nur noch dekadent, wie die Leute da oben ausm Glaskasten mit uns umgehen und die Realitäten gar nicht mehr wahrnehmen wollen“ entwirft Brucker ein Feindbild, das dem braven, bodenständigen Deutschen entgegengesetzt wird. Dass ein Teil der Gesellschaft nicht denkt wie er, kann er nur als „Selbstmord am deutschen Volk“ verstehen. Diese extrem rechte Verschwörungsideologie führt er immer wieder an: „Der Plan von Frau Merkel, nämlich der Austausch unserer Bevölkerung, ist durchschaut.“ Der Plan sei es, „willfährige Idioten zu züchten, die man besser kontrollieren und ausnutzen kann“.

… verbunden mit Antifeminismus

Besonders die frauenverachtende Implikation dieser Theorie vom „Austausch“ führt Brucker immer wieder aus: Deutsche Frauen bekämen zu wenige Kinder, während migrantische Frauen immer mehr Kinder bekämen und so auf demografischer Ebene diesen „Austausch“ förderten. Rassistisch und Frauenverachtend hetzt er gegen „überall kinderwagenschiebende Kopftuchweiber“ oder komplett entmentschlicht „kinderwagenschiebende Kopftücher“, „die gebährfreudigen Töchter Allahs“ und einen „Geburtenjihad“. Am Kopftuchzwang, den Feministinnen wie Ex-Musliminnen zurecht als Instrument zur Unterdrückung von Frauen und ihrer Fernhaltung aus dem öffentlichen Raum kritisieren, stört Brucker vor allem, dass er „eine provokante, aktive Zurschaustellung (…) der Ablehnung unserer Gesellschaft“ sei und deshalb „sofort verboten“ gehöre. Nicht um die Freiheit der Frauen, sonder um den Zwang zur Leitkultur geht es Brucker also. Bruckers Misogynie drückt sich nicht zuletzt in seinem erzkonservativen Katholizismus und seinem Lob für den Regensburger Bischof und Abtreibungsgegner Rudolf Voderholzer als „vernünftiger Mann“ aus.

Bezug zur Identitären Bewegung

Freundliche Worte verliert Brucker auch immer wieder über den Kopf der Österreichischen „Identitären Bewegung“ (IB) Martin Sellner. „Danke Martin, für deinen unermüdlichen Einsatz. Ich bin mir sicher, dass du in der Zukunft ganz was großes erreichen wirst“, prognostizierte er 2017 und meinte damit wohl nicht die bald darauf folgenden Berichte über Spenden vom Christchurch-Attentäter und einer Beobachtung seiner extrem rechten Organisation durch den Verfassungsschutz in Deutschland und Österreich. Auch 2018 schlug Brucker sich auf die Seite des „Aktivisten Martin Sellner“, dem die Einreise nach Großbritannien verweigert wurde.

Ausblick

Als langjährig erfahrener und gut vernetzter Akteur der extremen Rechten wurde Brucker 2019 an die Spitze des desolaten AfD KV Regensburg gesetzt, der seit seiner Gründung von personellen Umbrüchen, gescheiterten Aktionen und miserabler Öffentlichkeitsarbeit geprägt ist. Auch wenn sich dies unter Bruckers Leitung bisher nicht geändert hat, spielt den extremen Rechten nun die Kommunalwahl in die Hände: Brucker wird als „Spitzen“kandidat mit hoher Wahrscheinlichkeit ab der nächsten Legislaturperiode im Regensburger Stadtrat sitzen.