Kundgebung – Regensburg
Für Freitag den 10. November 2023 hatten Personen aus dem Umfeld des Islamischen Zentrum Regensburg e. V., das die Al-Rahman-Moschee im Regensburger Stadtosten betreibt, zu einer Kundgebung unter dem Titel „Stoppt den Krieg in Palästina“ aufgerufen, es kamen etwa 200 Personen.Kundgebungsleiter war Harethe El Ouadhane, Vorstand der Moschee. Außerdem sprachen Sarah El Ouadhane (alias Sarah Foudhalili), Vorstandsmitglied der an die Moschee angegliederten Islamischen Jugend Regensburg und zwei weitere Redner*innen.
El Ouadhane bezweifelte, dass – wie „die Israelische Armee behauptet“ – „Zivilisten, Schulen und Krankenhäuser als Schutzschild verwendet“ und deshalb bombardiert würden. Er fragte sich allerdings, „wer sucht noch da Schutz“, wenn „die Kämpfer da, die Terroristen“ sowieso bombardiert würden. In Wirklichkeit gehe es darum, „dass Gaza aufgeräumt wird“. Israelische Entscheidungsträger sagten Dinge wie „wir kämpfen gegen Tiermenschen und wir handeln entsprechend“ und trotzdem stehe „die ganze Welt hinter Israel“. Zum Ende sagte er mit Bezug auf die Medien, „die Geschichte des zweiten Weltkriegs hat uns gezeigt, dass Journalisten auch töten können.“
Eine junge muslimische Frau sagte: „Wir können nicht schweigen, wenn Kriegsverbrechen begangen werden“, man müsse sich gegen „jegliche Form von Gewalt und Unmenschlichkeit auszusprechen, wie wir sie gerade erleben“. Amnesty International fordere Israel auf, „das System der Apartheid gegen die palästinensische Bevölkerung“ zu beenden. Israel benutze laut Amnesty auch „Artilleriegranaten mit weißem Phosphor“, dessen Einsatz völkerrechtlich ein Kriegsverbrechen darstelle. Unter den Toten und Verletzten in Gaza und im Westjordanland seien viele Kinder, „alle 10 Minuten stirbt ein Kind“. Israel begehe auch durch durch das Abschneiden der Wasser-, Essens- und Treibstoffversorgung „ein Kriegsverbrechen“ und „Menschenrechtsverletzung“. Israel habe (ein Vorwurf, der mittlerweile widerlegt ist), am 10. Oktober ein Krankenhaus in Gaza bombardiert, wobei über 500 Personen schwer verletzt oder getötet wurden, und ziele auch auf „Orte der Zivilbevölkerung Palästinas“ wie Schulen, Flüchtlingslager oder Moschee. Abschließend bezog sie sich auf den Holocaust: „Besonders deutsche Geschichte, die Geschichte unseres Landes, unseres Volkes, zu dem wir dazugehören, lehrt uns allen (…) dass wir als Zeugen der systematischen Vertreibung und Ermordung einer Bevölkerung nicht schweigen dürfen.”
Der nächste Redner, der als einziger nicht aus der muslimischen Community zu stammen schien, forderte, „Die völkerrechtswidrige Landnahme des zionistischen Apartheidsregimes muss beendet werden. Der Holocaust ist keine Rechtfertigung für weiteres Unrecht.“ [Applaus] „Die deutsche Geschichte“ müsse eine Lehre gegen „systematische Vertreibung und Ermordung“ sein. [erneuter Applaus] Vor knapp zwei Monaten habe er bei einem Besuch im Westjordanland „die schlimmsten Dinge überhaupt gesehen“, Kinder würden auf dem Schulweg von israelischen Soldaten bedroht. Sarah Foudhalili trug ein relativ unverfängliches Gedicht mit dem Titel „Aufgang neuer Stern“ vor. Die zu Beginn verlesenen Auflagen enthielten unter anderem das Verbot verschiedener in der israelfeindlichen Szene verbreitete Parolen, darunter „From the river to the sea, palestine will be free“ „Tod Israel“ oder „Von … bis nach Gaza, yalla Intifada“.
Skandiert wurden Sprüche wie, „Free free Palestine, free free Gaza“, „Massaker, Vertreibung, Deportation, das ist eine Zionistentraditon“, „Schwarz weiß grün rot, stolze Palästinenser bis zum Tod“. Versucht anzustimmen, aber von der Versammlungsleitung unterbunden wurde auf arabisch „mein Blut opfere ich für Al Aqsa“. Etwa 30 Palästina-Fahnen wurden vor Ort von den Veranstaltern ausgegeben, sonst war nur eine Fahne der Freien Syrischen Armee (FSA) zu sehen. Auf Schildern war unter anderem zu lesen: „Nein zu Wiedergutmachung auf Kosten der Unschuldigen“, „Ich zahle keine Steuern für Völkermorde Genocide“, „Gaza ist zu einem Friedhof für Tausende Kinder geworden“, „Ceasefre now!“, eine Version der „Palestinian land loss“-Karte, „Never again is now“ For everyone no mater …“, „Regensburg schau nicht weg“, „#neveragain is happening now!“, „Palestinians and arabs are semitc people so how can be anti-semitc?“, „you don’t need to be muslim to stand with Palestine“, „Ich sehe Menschen aber keine Menschlichkeit“, „Judaism rejects Zionism“, „Antisemitismus ist und bleibt ein europäisches Phänomen! Wir lassen uns keine Judenhass aufschwatzen!“, „Menschenrechte für alle Menschen! Safe Gaza!“
Die Stimmung war nicht aggressiv, die Kundgebungorganisatoren waren sichtlich um ein positives Bild bemüht. Teile des Publikums hatten scheinbar (noch) deutlichere Positionen erwartet.