Rechte Inhalte und Terminologie und Kontakt zu Personen die früher in der regionalen Neonaziszene aktiv waren. Auch in Regensburg gibt es von Linken Sympathien für den Jugendwiderstand (JW).
All das ist Anlass für uns kritischer zu betrachten was innerhalb der linken Szene in Regensburg passiert und dort, wo sich Querfrontbestreben zeigen, Kritik zu üben. Wir sind überzeugt, dass rechten Inhalten konsquent entgegengetreten werden muss.
JW, Neonazis und andere Ekligkeiten
Seit einigen Jahren macht die maoistisch-stalinistische Politsekte „Jugendwiderstand“ (JW) aus Berlin und ihre Ableger von sich reden. Inhaltlich aufgefallen sind sie vor allem wegen ihres Antisemitismus (1) und ihrer (rechten) Inhalte, wie die positiven Bezüge zu den Begriffen „Volk“, „Volksfeinde“, „Vaterland“, „Heimat“ sowie „Ruhm und Ehre“ (»Wir lieben das deutsche Volk, die deutsche Nation«). Ihre Terminologie war durchzogen von Sexismus und Homophobie (»Jetzt gibt es Schwanz, ihr Fotzen«, »Schwuchtelbeutel«). Ihr Auftreten bei Demonstrationen ähnelte in Teilen dem der Neonazis des „III. Weg“.
In den vergangenen Jahren schüchterten sie nicht nur israelsolidarische Antifas, andere Linke – wie den feministischen Block auf der 1. Mai Demonstration –, Journalist_innen, Juden_Jüdinnen, Schwule und Lesben und Politiker_innen ein, sondern griffen diese auch gewalttätig an (2). In Flensburg beschädigte ein Ableger des JW die Räumlichkeiten unserer Genoss_innen vom Versand „Black Mosquito“ (3).
Auch das Nahverhältnis zu Neonazis des JW ist erschreckend. Die Gruppe und auch die Vorgängerstruktur, nahmen Neonazis stillschweigend in ihre Strukturen auf (4), besuchen mit diesen gemeinsam Demonstrationen (5) und auch sonst zeigen Akteure des JW und Neonazis offen Sympathien zueinander (6).
Regionale Sympathien
All das – möchte man glauben – müsste Anlass für die radikale Linke sein, sich vom JW zu distanzieren, da in vielen Punkten rote Linien einer – wie auch immer gearteten – pluralistischen Linken überschritten wurden. Dennoch gibt es bundesweit und auch in Regensburg Sympathien für den JW.
Vor Ort beschränkt sich dies zwar – noch – auf Kommentare bzw. Posts in den sozialen Netzwerken von Einzelpersonen. Dennoch möchten wir diese Situation benennen und aufzeigen, dass auch hier rechte Inhalte und Terminologie benutzt und kein Abgrenzungsbedürfnis zu Neonazis gezeigt wird.
Im letzten halben Jahr hat eine Person, mit einer hohen Anzahl an Facebookfreund_innen, viele Solidaritätsbekundungen mit dem JW gepostet und ist zudem mit Kadern des JW, beispielsweise „Taktikka“ vernetzt. Die Person ist aber kein Internetphänomen, sondern trat auch mit regionale linken Gruppen auf.
Nach der kürzlichen Razzia beim Berliner JW postete die Person zwei Beiträge (siehe Screenshots) in denen es u. A. hieß:
„An all die linken Szene Zecken, Hurensöhne- und Töchter, all die degenerierten Gendermissgeburten, Zionistenschweine und Unterstützer von reaktionären Staaten wie USA und Israel, ihr seid nicht links. Ihr seid kernreaktionär, charakterliche Schlampen, die nur einem Lifestyle nacheifern mit Feine Sahne Fickfilet T-Shirts, „Nazis raus“ brüllen, aber nichts gebacken kriegen. Das Volk hasst euch zurecht. […] Ihr Fotzen. “
„Sie [die Linken] erzählen etwas von „gegen den Staat“, sie labern von „Pluralismus“ und Basisdemokratie. Wo das Ganze dann aufhört sehen wir ja. Es hört auf bei Menschen […], die ihr Volk, ihre Heimat und ihre Viertel lieben, […] sich auf die Seite der unterdrückten Völker stellen, […] und zurecht proletarischen Führern huldigen.“
Auch in der danach folgenden Kommentarspaltendiskussion auf Facebook verteidigt die Person den Post und schrieb:
„Was genau ist falsch daran seine Klasse und Volk zu lieben? […] Mit das Volk lieben ist nicht gemeint nur eine Rasse zu lieben […].“
All das kommt auch bei Neonazis gut an. So ist es nicht verwunderlich, dass unter einem Post der besagten Person – der diskreditierend ist und jeglicher Wahrheit entbehrt – eine Person mit dem FB Profil Julien Alexander Ormando kommentiert hat.
Dahinter versteckt sich Julian Alexander Schoibl, der bis mindestens 2014 in der (regionalen) Neonaziszene aktiv war. 2010 fand bei ihm mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Razzia im Zuge der Ermittlungen gegen die „Autonomen Nationalisten Mering“ (7) statt. Im selben Jahr war Schoibl auch an einem Angriff gegen eine antifaschistische Demonstration in Amberg beteiligt (8). 2011 sprühte er – sehr dilettantisch – in Regensburg Parolen (u. A. die Abkürzung ANR, was „Autonome Nationalisten Regensburg“ bedeuten sollte). In dieser Zeit lernte Schoibl auch die regionale Antifa kennen, auch wenn er sich heute nicht mehr daran erinnern will. Dilettantisch war auch, wie er sich von 2009 bis 2014 unter dem Namen „Preis der Freiheit“, bzw. später als „Autonomia“, im NS-Rap versuchte (9).
Ab 2014 wurde es still um ihn, doch auch danach war Schoibl noch in einem rechtsoffenen Freundeskreis aktiv (dort vertreten war unter anderem eine Person die einen Wehrmachtsadler tätowiert hat und 2013 Bilder von sich auf Facebook stellte, in denen geprahlt wurde, wie er Migrant_innen zusammenschlägt).
Antifa bleibt stabil
All das ist Anlass für uns kritischer zu betrachten was innerhalb der linken Szene in Regensburg passiert und dort, wo sich Querfrontbestreben zeigen, Kritik zu üben. Wir sind überzeugt, dass rechten Inhalten konsquent entgegengetreten werden muss. Kein Bock auf Volk, Heimat und Vaterland!
(1) siehe u.A. https://keinediskussion.noblogs.org/files/2018/01/K_eine-Diskussion-web.pdf
(2) https://jungle.world/artikel/2018/17/lasst-100-faeuste-fliegen
(3) https://black-mosquito.org/de/blog/news/rk-angriff.html
(4) Zum schwierigen „Umstieg“ bzw. Distanzierung siehe
http://www.lotta-magazin.de/ausgabe/52
https://www.antifainfoblatt.de/artikel/aussteiger-r%C3%BCckzieher-aufh%C3%B6rer-austreter
(8) https://www.aida-archiv.de/chronologie/25-september-2010-3/