„Ich bin der größte Feind der Antifa in Regensburg. Und ich begrüße alle, die heute zuhören“, tönt eine blondierte Frau in schwerem Oberpfälzer Dialekt auf dem Domplatz ins Mikrophon. Umgeben ist sie am Nachmittag des 14. Dezember 2024 von ca. 60 Teilnehmer:innen einer „Demo gegen den Ampelwahnsinn“. Die Truppe um den Münchner Dauerdemoanmelder Marcel Dold („Kinder stehen auf“) besteht nach eigenen Angaben, aus Menschen, die aus ganz Bayern und bis aus Sachsen angereist sind. Ihr Anliegen bleibt unklar. Demoschilder fordern Frieden und zeigen Friedenstauben, es finden sich Deutschlandhüte, Russlandfahnen, ein Transparent gegen Coronamaßnahmen, Trommeln, Tröten, eine Trompete und Steppjacken in allen Farben – hier handelt es sich um eine Art Resterampe der verschwörungsideologischen Coronaproteste der letzten Jahre. Ziemlich verloren wirkt die Gruppe, die sich hier um die extrem rechte Regensburger Aktivistin Nadine Alt gesammelt hat, in ihrem weitläufig abgezäunten Demoareal am Domplatz. Gegenprotest sucht man an diesem trüben Dezembertag vergeblich. Die Regensburger „Initiative gegen Rechts“, die in der Vergangenheit zuverlässig erfolgreiche Gegendemos gegen die Aktionen der ehemaligen III.-Weg-Aktivistin aus Schierling organisiert hatte, hatte sich angesichts des am selben Tag stattfindenden Landesparteitags der AfD im nahegelegenen Greding und aufgrund der deutlich gesunkenen Relevanz der versiegenden „Corona-Proteste“ gegen eine angemeldete Kundgebung als Protest entschieden.
„Vor allem die letzten beiden Demos am 21.04. und am 12.10.2024 in Straubing haben es deutlich gezeigt: Mittlerweile kommt nur noch ein kleines, peinliches Häufchen zusammen, dessen Inhalte so abstrus, verschwurbelt und realitätsfern sind, dass die Zivilbevölkerung auch ohne „aufklärenden“ Gegenprotest sieht, dass es sich um rechte Spinner handelt… Alleine, dass der Demoaufruf Sätze wie „Die Ampel muss weg“ und „Gegen den Ampel-Irrsinn in Regensburg“ beinhaltet, spricht Bände.“, verkündete die IgR vorab entspannt auf Social Media.
„Es gab mehrere Erfolge zu feiern. Erstens war keine Gegendemo erlaubt“, interpretieren hingegen die rechten Demo-VeranstalterInnen die Situation im Nachgang. „Zweitens wurden bereits über 22 linke Aktivisten wegen der Demo am 7. Dezember 2023 aufgrund von Nötigung zu hohen Geldstrafen verurteilt.“, triumphiert Nadine Alt weiter und ergänzt kryptisch, dass die „Initiative gegen Rechts“ „aus dem Verband ausgeschlossen worden sei und ab Januar nicht mehr mit den Farben des Verbands werben“ dürfe. Der ominöse Verband argumentiere, „dass Regensburg zu primitiv und aggressiv sei“.
Von welchem Verband und welchen massenhaften Verurteilungen wegen Nötigung Nadine Alt hier erzählt, bleibt wohl ein Geheimnis, welches ihrer Phantasie entsprungen sein dürfte. Doch die teils wahnhaft anmutenden Erzählungen Alts erweisen sich als weit weniger harmlos und witzig. Mit regelrechtem Eifer, bis hin zu Wahnhaftigkeit, überschüttet sie Engagierte der demokratischen Zivilgesellschaft seit Monaten mit Anzeigen, Diffamierungen und Verleumdungskampagnen.
„Es laufen derzeit wahnsinnig viele Ermittlungsverfahren.“, prahlt Alt weiter, und zählt auf, welche für die „Initiative gegen Rechts“ aktiven Menschen sie bereits mit Quatschanzeigen überzogen hat, da diese beispielsweise öffentlich den Protestaufruf gegen Alts Demo im Oktober 2023 unterstützt hatten. Das durch Alt erzwungene Verfahren gegen einen SPD-Kommunalpolitiker sei bereits sieben Mal eingestellt worden, empört sich die Demorednerin weiter. „..und ich habe jedes Mal Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg eingelegt. Das Verfahren wurde immer wieder aufgenommen.“. Außerdem habe sich jetzt „ein Richter aus München“ ihrer „Herzensangelegenheit“, also der strafrechtlichen Verfolgung der von ihre Angezeigten angenommen. Doch nicht nur die Justiz, auch die Ermittlungsbehörden, so die frühere Neonazi-Aktivistin Alt, stünden voll hinter ihr. „Die Kriminalpolizei und Staatsschutz schreibt über meine Person ganz klar und deutlich, ich bin nicht dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen. (…) Ich bin weder rechts noch bin ich links, aber ich bin einfach für die bürgerliche Mitte und ich sage, der Ampelwahnsinn muss enden.“, fabuliert sie abschließend.
Wer ist die Frau, der Kripo, Staatsschutz, Generalstaatsanwalt und ein Münchner Richter nach der Pfeife tanzen sollen, die sich selbst als die größte Feindin der Regensburger Antifa bezeichnet und deren Demoreden sich jedes Mal einer Reise durch den Fiebertraum einer völlig verwirrten neonazistischen Verschwörungsideologin gleichen?
Where the fuck did Alt come from?
Nadine Alt trat zum ersten Mal im Sommer 2023 in Regensburg Erscheinung als sie als „ehemalige Pflegekraft“ im Juli eine Demo unter dem Titel „Ampel Irrsinn stoppen!“ vor dem Haus der Bayerischen Geschichte organisierte. Schon damals war offensichtlich, dass es sich hier um Ausläufer der verschwörungsideologischen „Corona-Proteste“ handelte. Die Redebeiträge auf der Veranstaltung bestätigten den teils extrem rechten, reaktionären und verschwörungstheoretischen Charakter der wirren Protestversammlung.
Im Vorlauf zur „Demo gegen den Ampelirrsinn“ deckte unsere Recherche auf: Nadine Alt (*1987), aktuell wohnhaft in Schierling, war Mitte der 2010er Jahre im Umfeld der Neonazipartei Der III. Weg und seiner Vorgängerstruktur Freies Netz Süd (FNS) aktiv
Obwohl Alt sich dann Ende der 2010er Jahre von neonazistischen Demonstrationen fernhielt, unterhält sie auf Facebook weiterhin enge Kontakt zu regionalen und überregionalen Neonazis, darunter Robin Siener und Jasmin Eisenhardt. Aus ihrer nach wie vor extrem rechten Einstellung macht sie keinen Hehl, verbreitet Reden und Artikel von PEGIDA, sowie der AfD. Teilt extrem rechte Medien wie das Compact oder Zuerst Magazin, wettert gegen den „Asyltourismus“ und ist sich sicher, ohne Migration würde „Deutschland auch in Zukunft Deutschland bleiben mit einem stolzen, heimatverbundenen Volk!“. Zusammenfassend lässt sich sagen, Alt verbreitet auf ihren Facebookkanälen seit über 10 Jahren, Inhalte mit gängigen extrem rechten Ideologien und Bezügen. Wie viele Neonazis bedient sie sich dabei an Inhalten der unterschiedlichen Strömungen der extremen Rechten und ruft dazu auf die AfD zu wählen, bzw. machte etwa für Carina Schießl (AfD Wahl MdB-Listenplatz 10) Werbung.
Während der Coronapandemie kamen dann noch die üblichen Verschwörungsmythen, beispielsweise über angeblich giftige MRNA-Impfstoffe, hinzu. Schon vor Corona war sie aber an neureligiösen Phänomenen (Glaube an UFOS und Energievampiren) und antisemitischen Verschwörungsideologien – etwa dem Glauben an DIE Strippenzieher im Hintergrund – interessiert, bzw. verbreitete solche Inhalte.
Bis zur ihrer ersten selbst organisierten Demonstration am 22. Juli 2023 (und bis heute) trat Alt als Teil der der verschwörungsideologischen Trommelgruppe, die seit Jahren fester Bestandteil der „Corona-Protestszene“ ist, wieder sichtbar aktivistisch auf. Die Truppe trat Anfang 2022 erstmals unter dem Namen „Regensburger Trommler“ auf Corona-Kundgebungen in Regensburg in Erscheinung und wurde schnell fester Bestandteil der verschwörungsideologischen Szene in Ostbayern. Die Gruppe beteiligt sich fortlaufend als „Freiheitstrommler“ auch überregional an Demonstrationen in ganz Deutschland. Sidekick der Truppe ohne Rhythmusgefühl, um die Herkunft aus der verschwörungsideologischen Szene zu verschleiern, ist die Trommelgruppe Ritmo Ratisbona. Diese trat 2024 u.A. bei der Abschlussfeier der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz auf. Pikant bei dem Aufritt, einer der Hauptfeinde der Szene, Markus Söder, war Hauptredner bei der Veranstaltung. Ritmo Ratisbona/ Freiheitstrommler haben wiederum enge personelle Geflechte mit der Coburger Sambagruppe Paixao Coburg, mit denen Alt im Oktober 2024 gemeinsam in Dresden bei einem Auftritt war.
Über ihre eigene Aktivität hinaus bewarb Alt über ihre Social Media Kanäle „Corona Spaziergänge“ und „Corona Proteste“ in Amberg, Cham, Landshut und Straubing sowie vermeintliche „Friedensdemos“, Schilderdemos und Protest gegen Söder-Besuch in Straubing, an denen sie auch teilweise selber teilnahm.
Nach ihrem Demo-Debüt im Juli 2023, bei welchem Alt die Recherchen über ihren früheren Aktivismus im Neonazimilieu durchaus bestätigte und sich sogar zu eigen machte, schien sich Alt in der neuen Rolle als lokale Anführerin der rechten und verschwörungsideologischen Protestszene zu gefallen. Die neonazistische Vergangenheit nahm ihr darin jedenfalls niemand übel – im Gegenteil, man lobte Alt für den schon früh begonnen politischen Einsatz und solidarisierte sich mit ihr als „Opfer“ linker Diffamierungskampagnen.
How the fuck did this happen?
Seitdem mauserte sich Nadine Alt zwar nicht in den Status des „Hauptfeind der Antifa“ aber sicherlich zu einer der nervigsten Aktivistinnen der extremen Rechten Regensburgs. Infolge organisierte Alt diverse Demos mit explizit rechten Inhalten und harmlos wirkenden Anti-Ampel-Mottos – mal selber und allein, mal in Kooperation mit dem Münchner Marcel Dold („Kinder stehen auf“) – und entdeckte die Thematik der „Friedens-Demos“ für sich.
Auf die „Demo gegen den Ampelirrsinn“ am 22.07.2023 vor dem Haus der Bayerischen Geschichte folgte ein Demoumzug am 07.10.2023 mit Start am Domplatz und frühem Ende dank Brückenblockaden sowie eine Demo, angemeldet von „Kinder stehen auf“, am 09.12.23 mit Start am Domplatz. Eine erneut von Alt organisierte Demo am 27.01.2024 wurde erfolgreich in der Maxstraße blockiert, zog aber erneut eine Demo von „Kinder stehen auf“-Marcel Dold am 03.02.2024 nach sich, welche ihren Umzug vor dem VG Regensburg durchklagen musste. Alts vorerst letzte Demo im Frühjahr fand unter dem zynischen Motto „Nie wieder ist jetzt! am 21.04.2024 statt. Diese wurde über die ganze Route von Protest, kleineren Blockaden und einem massiven Polizeiaufgebot begleitet. Trotz der Ankündigung, weiterhin monatlich durch Regensburg ziehen zu wollen, dauerte es bis zum 14.12.2024, bis sich Alt und Dold erneut mit einem Umzug auf den Domplatz wagten.
Die von Nadine Alt als solche empfundene Fehde mit „der Regensburger Antifa“, der radikalen Linken und dem Ampelsystem im Allgemeinen dürfte ihren Ursprung jedoch in Alts für den 07.10.2023 geplanten Protestumzug haben. Einen Tag vor den Landtagswahlen wollte Alt mit einer Großdemo mit dem rechten Motto „erwacht“ durch Regensburg ziehen. Laut Flyer angekündigt waren mitunter „die Regensburger Freiheitstrommler, Dresdner Freiheitstrommler, Kinder stehen auf München, Dresdner „FRIEDEN“ und Straubing“. Sogar mit einem Videotrailer wurde die „Regensburger Großdemo am 7.10.23 Dultplatz Ost 14 Uhr“ beworben. Der Clou dabei: Alt plante den Protestzug mitten „durch die Wahlkampfveranstaltungen“ der Ampel Parteien, darunter die der Grünen mit Auftritt von Ricarda Lang, zu führen. Das Vorhaben geriet zum völligen Desaster für Alt und ihre Demotruppe und ging damit in die Regensburger Demogeschichte ein.
How fucking history was written
Bevor der vom Dultplatz kommende Demozug über die Steinerne Brücke in die Regensburger Altstadt ziehen konnte, hatten bereits hunderte Antifaschist:innen die Brücke blockiert – und hielten diese Blockade trotz massiver Bemühungen der Polizei zu räumen. Entnervt versuchte Alt ihre Demo nach einer Stunde über die nördlich gelegene Eiserne Brücke umzuleiten. Doch während der Demozug sich auf der Donauinsel in Richtung Norden durchschlug, besetzten die blockierfreudigen Antifaschist:innen einfach den alternativen Zugang zur Altstadt und machten klar: Für euch ist hier heute kein Durchkommen! Die „Demo gegen den Ampelirrsinn“ musste inklusive ihrer aus ganz Bayern und Sachsen angereisten Teilnehmenden schließlich abgebrochen werden. Während die meisten „AmpelgegnerInnen“ frustriert den Heimweg antraten, versuchte eine kleine Gruppe renitenter Rechter um Nadine Alt noch ihren Protest über weitere Ausweichrouten fortzuführen. Dies wurde schließlich mehr oder minder strikt durch die Polizei unterbunden. Alt und ihre Begleiter:innen tobten.
Nach eigenen Angaben verlangte Nadine Alt im Anschluss ein zweistündiges Nachgespräch mit der Versammlungsbehörde, um Konsequenzen einzufordern. Dabei übergab sie – nach eigenen Angaben – dem Ordnungsamt bzw. der Polizei eine 10 seitige Materialsammlung mit „Beweismaterial zur „spontanen“ Blockierung“ und den, ihrer Meinung nach, dahinterstehenden Köpfen und Lecks im Ordnungsamt, die beispielsweise die geheime Demoroute vorab der Antifa übermittelt haben sollen. Wutentbrannt kündigte Alt auf Social Media an, nicht nur Anzeige gegen jeden zu stellen, der sich den Blockaden gegen ihre Demo und der Verunglimpfungen ihrer Person angeschlossen habe, sondern auch mit einem fulminanten Siegeszug am 09.12.2023 nach Regensburg zurückzukehren.
In der Nachbetrachtung zu Regensburg am Samstag 7. Oktober 2023 beschreibt Renate Kukral (Querdenken Landshut) von den „Freiheitstrommlern“ ihr Erleben des Tages:
„Einmal mehr hat nun auch die Stadt Regensburg in Zusammenarbeit mit dem dortigen Ordnungsamt, der Polizei und der Bereitschaftspolizei am Samstag eindrucksvoll unter Beweis gestellt, was speziell sie unter Demokratie verstehen und wie es um die Rechtsstaatlichkeit und die Meinungsfreiheit in unserem „besten Deutschland, das es jemals gegeben hat“ steht. Ebenso eindeutig war der Kuschelkurs zwischen Polizei und den FAntifanten.“
Nachdem der Demozug wegen der Blockade auf der Steinernen Brücke zum ersten Mal zum Stehen kam, sei nach und nach klar geworden, so Kukral, dass die Polizei den Auftrag gehabt habe, den Demozug an jenem Tag um jeden Preis zu verhindern:
„Lange wurde von der Einsatzleitung diskutiert, ob man nun diese ausgezeichneten „Gutmenschen“ von der Brücke entfernen darf. Uns schwante unterdessen der Verdacht, als wolle man verhindern, dass wir durch die Innenstadt ziehen. Wollte man uns wirklich auf so niederträchtige Art und Weise unser Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit aberkennen? Nach über einer dreiviertel Stunde begann nun ein Schauspiel, dass Seinesgleichen sucht. Die Räumung der Brücke. Es war wohl eher eine symbolische Räumung. Mit Helmen ausgerüstet drückten sie ein wenig gegen die Wand der Antidemokraten, welche uns das Demonstrationsrecht verwehren wollten. Diese wichen dann wohl einvernehmlich auf die andere Seite der Brücke und… blockierten erneut. (…) An dieser Stelle [Blockade Nr. 2 auf der Eisernen Brücke] war mir klar, wir würden die Innenstadt heute nicht betreten. Die Einsatzkräfte waren heute nicht zu unserem Schutz da. Sie hatten den Auftrag, den Protestzug zu verhindern. Und damit es nicht wie ein Verbot aussah, gabs diese Hinhaltetaktik. (…) Es wurde wieder diskutiert und man wollte uns weismachen, dass sie den Weg nun freimachen wollen. Aber nix passierte. Ich bemerkte, dass unsere Leute nun demotiviert waren und den Demozug rückseitig verließen. Es war einfach nicht möglich, unser Demonstrationsrecht an diesem Tag durchzusetzen. Eindrucksvoll wurde uns von der Stadt Regensburg gezeigt, dass Recht haben und Recht bekommen für uns zwei völlig verschiedene Sachen sind. Um die Anmelderin „Nadine“ nicht durch Aktionen der abwandernden Menschen zu gefährden, mussten wir die Versammlung dort auflösen. (…)
Ungefähr 50 Leute incl. der Trommler versuchten dann an der Nibelungenbrücke das Gleiche, wie die Mittelfingergutmenschen schon stundenlang zuvor. Sie wollten die Brücke blockieren. Doch dort zeigten uns die Einsatzkräfte dann ihr wahres Gesicht. Sie blockierten mit ihren Fahrzeugen die Auffahrtsstraße und versuchten, unser Durchkommen auf die Nibelungenbrücke zu verhindern. (…)“.
How the fucking feud went on…
Rund zwei Wochen später verkündete Nadine Alt bereits ihre Rückkehr für den 09.12.23:
„Wir lassen uns das Versammlungsrecht nicht nehmen und kommen wieder nach Regensburg. (…) Trotz Polizeigewalt die wir am 7.10.23 Erleben mussten werden wir mit voller Liebe zeigen das wir uns nicht Einschüchtern lassen. (…) Wir bitten Euch alle nach Regensburg zu kommen. Wir freuen uns das auch Unterstützer aus anderen Bundesländern dabei sind ,die bereits Zugesagt haben. Nehmt Euch bitte Zeit und kommt zur Großdemonstration nach Regensburg. Diese Veranstaltung ist Angezeigt von Kinder-Stehen-Auf (München). Start und Ende | Domplatz, Regensburg | 14:00 Uhr“.
Tatsächlich hatte sie diesmal sogar in anderen Städten die Werbetrommel gerührt, um Engagierte der „Corona Protestszene“ aus ganz Deutschland nach Regensburg zu mobilisieren und „der Antifa“ diesmal die Stirn bieten zu können. In einem Redebeitrag auf einer Demo „für Frieden und Freiheit“ am 31.10.2023 in Chemnitz lud Alt für den 09.12. nach Regensburg. Jede Unterstützung sollte willkommen sein, denn, wie Alt entsetzt feststellte, rief „Die SPD Regensburg zugehörig in der Antifa“ zum Gegenprotest „zu der angemeldeten Veranstaltung von Kinder stehen auf! Sagt mal ehrlich, dass ist doch krank!!!“, entrüstete sich Alt auf Telegram.
Die Dezember-Demo gegen den „Ampelirrsinn“, offiziell angemeldet von Marcel Dold (KSA) fand schließlich wie geplant statt. Der Umzug am Domplatz wurde zwar von einer IGR-Kundgebung und antifaschistischen Gegenprotesten begleitet, eine (dauerhafte) Blockade kam diesmal jedoch nicht zu Stande, auch wegen der hohen Polizeikräftanzahl. Dold, Alt & Co. verbuchten dies als Erfolg.
2024: new year same fucking shit
Im Januar 2024 waren es „Bauernproteste“ statt „Corona-Proteste“, die das Demonstrationsgeschehen bundesweit – so auch in Ostbayern – prägten. Neben den offiziellen Aktionen des Bauernverbandes gegen verschiedene Kürzungen im Bundeshauhalt fanden auch zahlreiche dezentral organisierte Traktordemos und –blockaden an Autobahnauffahrten, Anschlussstellen und Verkehrsknotenpunkten in ganz Bayern statt. Wenig überraschend versuchte auch das ehemalige „Corona-Protest“-Milieu auf die Proteste aufzuspringen. Immerhin sah man sich im Protest „gegen den Ampelirrsinn“ und „grüne Wokeness“ in der Sache geeint.
Nadine Alt verlagerte ihren Protest gegen die Ampelkoalition, das Berliner Politkartell und das ganze Ungerechtigkeit des Systems an sich nun für einige Wochen nach Straubing. Sie bewarb die „Straubing steht auf!“-Demo am 20.01.2024 auf dem Theresienplatz, wo man gemeinsam mit den „Bayerischen Freiheitstrommlern“ und dem Reichsbürgermusiker „Björn Banane“ (bürgerlich: Björn Winter) deutlich machen wollte, dass „wir die Zerstörung unserer Sozialgesellschaft und unseres Wohlstandes nicht länger hinnehmen!“. Als Organisatorinnen hinter der Veranstaltung benannten sich die zwei Anti-Asyl-Initiativen „Straubinger Füreinander“ (aktiv gegen die Errichtung einer Asylunterkunft im ehemaligen „Bienekorb“ in Straubing), „Pilstinger Miteinander“ (aktiv gegen die Geflüchtetenunterkunft in Pilsting) sowie der Verein „Bayern Steht Zusammen“ (ehemals Querdenken Landshut).
Einen Gastauftritt bei einem sogenannten „freien Mikrofo“ genoss Nadine Alt außerdem als Rednerin beim „Freiheitsfeuer“ des rechtsoffenen YouTubers „Addnfahrer“ (bürgerlich Thomas Willibald) zu dessen Kundgebung am 14.01.2024 mehreren tausenden Besucher:innen nach Parkstetten bei Straubing zusammengekommen waren.
Vom Protestgeschehen und den Erfolgen der letzten Demonstrationen motiviert, kündigte Nadine Alt schließlich an, am 27.01.2024 mit einer Demo nach Regensburg zurückkehren zu wollen. „Gemeinsam gegen den Ampel Wahnsinn“ sollte erneut vom Regensburger Domplatz um die Altstadt und zurück zum Startpunkt gezogen werden. Doch auch die Regensburger Antifaschist:innen waren offensichtlich hochmotiviert ins neue Jahr gestartet und so wurde der rechte Demozug nicht nur von lückenlosem Protest begleitet, sondern ein weiteres Mal erfolgreich blockiert.
„Ja es war gestern wahnsinnig erschreckend, aber nun habt Ihr alle gesehen was Sie mit Menschen machen welche sich trauen gegen die Ampel auf sie Straße zu gehen.“, beschrieb Nadine Alt am Folgetag auf Telegram. „Im Dezember hatte die Antifa ein Treffen und Sie haben Angst das wir mehr werden, Sie haben Angst das sich noch mehr anschließen und versuchen dies mit ihren dreckigen Mitteln / Angst / öffentliche Denunzierung. Deshalb Stand in jeder Zeitung das die Anmelderin eine Bekannte Neonazis Aktivistin ist. Regensburg war ja schon immer in Linker Hand (roter Hand)“.
Von den nahenden Europawahlen wünsche sie sich deshalb Veränderung und, dass „bis dahin der Ampel Wahnsinn vorbei ist! Da sitzt eine Regierung obwohl wir sie gar nicht gewählt haben!“, analysiert Alt weiterhin. Der Regierung sei das eigene Volk egal, für jeden sei Geld da außer für die eigenen Bürger, sie hetze gegen das eigene Volk und treibe uns in den Ruin. „Entweder man zieht sich zurück oder kämpft weiter. Ich hab mich fürs aufstehen entschieden!“, schließt Alt bestimmt.
How fucking epic is Regensburger Antifa?
Weitergehen sollte der Kampf bereits eine Woche später in Form einer erneuten Demonstration in Regensburg, diesmal wieder angemeldet vom Münchner Marcel Dold und seiner Initiative. Angekündigt wurde eine „Kinder stehen auf!“-Demo in Regensburg am 03.02.204. Zur Überraschung der DemoorganisatorInnen untersagte das Ordnungsamt Regensburg jedoch einen Demoumzug. Die Begründung: Die Stadt Regensburg erklärte die „Demonstrationszug gegen die Ampelregierung“ nicht vor Blockaden durch Gegendemonstrant:innen schützen zu können, da nicht genug Polizeikräfte zur Verfügung stünden, um diese Blockaden aufzulösen. Grund seien zeitgleich stattfindende Fußballspiele in München und Nürnberg und überall in Deutschland stattfindende Demonstrationen. Weiter hieß es: Die letzten Versammlungen hätten gezeigt, dass diese, sobald sie „ins Laufen kommen“ blockiert würden. (…) Zum Vorschlag des Antragstellers, eine andere Strecke in den Osten zu wählen, habe die Polizei erklärt, dass Regensburg immer mobil machen werde, egal wohin der Aufzug ziehe.“
Gegen den Bescheid ließ Dold den Szeneanwalt Markus Haintz einen Eilrechtsschutz beim Verwaltungsgericht Regensburg einreichen. Mit Erfolg: Das Gericht erklärte die Verbotsverfügung im Urteil u. a. für nichtig, da das Ordnungsamt zum einen die Bemühungen, ausreichend Polizeikräfte zu organisieren, nicht belegt hatte. Zudem waren die in der Vergangenheit blockierten Umzüge nicht vom selben Anmelder, sondern von Nadine Alt organisiert worden. Schlüsse von deren Versammlungsgeschehen auf das aktuelle ziehen zu können, schien nicht zwingend logisch. Vermutlich aus taktischen Gründen hatte Nadine Alt vorher öffentlich erklärt, sie habe mit der Dold-Demo vom 03.02.2024 rein gar nichts zu tun und würde auch nicht daran teilnehmen. Die Demo fand schließlich tatsächlich ohne Alt, aber eben auch ohne die durch sie mobilisierten Massen statt. Ein trauriges Häuflein versprengter Demonstrierender trottete schließlich unter Leitung von Marcel Dold und massiver Polizeibegleitung durch Regensburg.
Still neonazism – that ain’t no fuck around shit.
Während Nadine Alt sich also aus vermutlich taktischen Gründen nicht an der „Kinder stehen auf“-Demo betätigte, engagierte sich die Neonaziaktivistin für ein Anliegen, welches das neonazistische Milieu seit jeher im Februar umtreibt: Das Gedenken an die Bombardierung Dresdens am 13.02.1945.
„Am Dienstag wird in Dresden den Opfern der sinnlosen Bombardierung und Zerstörung der Stadt gedacht.“ und „Vielleicht mag jemand daran Teilnehmen oder organisiert in seiner Ortschaft einen Gedenktag“, rief Alt auf ihren Social Media Kanälen auf und teilte dazu passend Flyer und Videos des aus explizit neonazistischen Kreisen organisierten Gedenkens.
Im Zuge des Dresdengedenkens bedient Nadine Alt auf Facebook weiterhin völlig geschichtsvergessen bzw. geschichtsklitternd ein klassisches Opfer- und Schuldkult narrativ der deutschen Rechten:
„Darüber sollte jeder nachdenken! !! 8. Mai 1945. Deutschland hat den schlimmsten Krieg aller Zeiten verloren. Eine ganze Generation Männer ist gefallen, verwundet oder in Gefangenschaft. Millionen Frauen, Kinder und Alte im über 3 Jahre dauernden alliierten Bombenterror gestorben. Alle deutschen Städte liegen in Schutt und Asche, die Hälfte der überlebenden deutschen Bevölkerung ist obdachlos. Hunderttausende deutsche Frauen wurden von den Siegern vergewaltigt. Es herrscht Hunger und unvorstellbare Not. Noch dazu werden Millionen Menschen aus ihrer Jahrhunderte alten Heimat in Ostpreußen, Schlesien, Pommern, Böhmen und dem Sudetenland grausam vertrieben mit nichts als den Sachen auf dem Leib.
Doch anstatt aus dem eigenen Land abzuhauen, nahmen die Menschen ihr Schicksal an, suchten keine Vollversorgung im Ausland, sondern krempelten in Deutschland die Ärmel hoch und innerhalb weniger Jahre stampften sie ein wirtschaftliches neues Land aus dem Boden. Warum? Ganz einfach: Diese Generation hat an Deutschland geglaubt und nicht den Kopf in den Sand gesteckt. Für diese Menschen war Deutschland alles und sie hatten den Anstand und die Opferbereitschaft für ihr Schicksal selber gerade zu stehen. 1988 bezahlten wir die letzte Kriegs Schuld an die USA. Am 3.10.2010 bezahlten wir endlich die letzte Kriegs Schuld vom 1. WK.. Wir sind Schulden Frei und haben uns nicht mehr diese Geschichte vorzuwerfen..(…)“
Auch an anderen geschichtsrevisionistischen Narrative hält Alt seit über einem Jahrzehnt fest und greift dabei auf HolocaustleugnerInnen, neonazistischen Mythen und extrem rechte Websites zurück. Darunter die Seite des Schweizer Holocaustleugners Michael Palomino oder das Buch des extrem rechten kanadischen und geschichtsrevisionistischen Autors James Bacque. Gerade der Mythos der sogenannten Rheinwiesenlager beschäftigt Alt kontinuierlich. Sie schrieb in einem FB-Post 2024:
„Ich Gedenke an die erschossenen Deutschen im Rheinwiesenlager!
In der Schule sollte gelernt werden, was unseren Vorfahren angetan wurde.
1 Weltkrieg Deutschland erhielt sie Alleinschuld
> Im Oktober 2010 wurde die letzte Schuldzahlung geleistet.
An wen? Gute Frage! Komischer Weise steht das unter der Geheimhaltungspflicht!
2 Weltkrieg – Wieder erhielt Deutschland die Alleinige Schuld!
>Deutsche wurden Misshandelt und aus Ihren Häusern, Wohnorten vertrieben!
Vertriebenen = nicht gleich Flüchtling wie seit 2015
Die letzte Schuldenrate wurde 1988 bezahlt!
WIR sind SCHULDEN FREI!
Wir Schulden NIEMANDEN absolut NIEMANDEN etwas!
AMI Go Home !!“
Auch das dürfte sie in ihrer Zeit beim III. Weg geprägt haben, den Anfang/ Mitte der 10er Jahre, gab es in NRW zum Thema noch größere neonazistische Demonstrationen. Dabei verharmloste sie in der Vergangenheit selbst den nationalsozialistischen Völkermord an den europäischen Juden, indem sie 2015 in einem FB-Post schrieb „The Real Holocaust des Zweiten Weltkrieges – der Völkermord an über 15 Millionen Deutschen“.
Das Alt dann am 23.11.2024 ein FB-Repost der neonazistischen Seite „Ein Fähnlein“ zum Gedenken an die verstorbene Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck tätigte, ist dabei nur konsequent und wurde von regionalen Neonazis wie Kerstin Janker gelikt.
Auch andere antisemitische Bezüge lassen sich bei ihr finden, sie ist etwa Fan vom neonazistischen (Rapper-)Dueo A3stus, dass sie immer wieder auf Facebook teilt. In dem Lied „Für unsere Kinder“ heißt es dazu:
„Wahrheit macht frei! Befreit euch von der Lüge, schnell!
Brüder dieser Welt, vereinigt euch und Zion fällt! Ihm gehts nicht mehr um Religion oder Volk.
Nein, er kommt über Nacht und will nur euer Gold!“
Für unser deutsches Land ziehen wir heute in den Kampf […] hier ziehen treue Deutsche die Waffen“
Wie bei anderen Antisemit:innen auch, hat natürlich auch Alt eine Meinung zu Israel und zum Krieg in Gaza. In Verschwörungsgeraune schreibt sie vom „jüdischen Plan“ und den „Juden die geisteskrank sind“. Das Alt dabei nicht auf die Staatsbürgerschaft eingeht und man auch sonst keinen Bezug zu anderen kriegerischen Auseinandersetzungen auf der Welt – also einem antisemitischen Doppelstandard – bei ihrem Facebookaccount findet, lässt tief auf die verinnerlichte Ideologie des Judenhasses blicken.
Who Nadine Alt fucking thinks she is
Dass Alt dann im April 2024 zu einer Demonstration unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ und damit die Losung „Nie wieder Ausschwitz“ für einen Protest gegen die antifaschistische Zivilgesellschaft in Regensburg verwendete ist zynisch und auch politisch gewollt um das NS-Verbrechen gegen die europäischen Juden und Jüdinnen zu relativieren.
Sie veröffentliche im Vorlauf zur Demo eine Art Manifest, das sie auf der Veranstaltung vorzutragen plante. Darin heißt es:
„Es ist wieder soweit: Es läuft etwas gewaltig schief – das wissen wir alle. Dennoch kann man auf dem Sofa nichts bewirken. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! In Regensburg spielt es keine Rolle, wer eine Veranstaltung ausrichtet. Wer sich traut, wird unschuldig denunziert und einer regelrechten Hetzjagd ausgesetzt. (…) Die Antifa jubelte, als viele verkündeten, sie würden nicht mehr nach Regensburg kommen. Ich jedoch komme genau deswegen immer wieder. (…) Die Antifa kommt nur weil Sie sich gerne mit der Polizei prügelt und meist ungestraft davon kommen. (…) Zudem hat sich wegen diesen aggressiven Mob bereits das Bundesinnenministerium in Regensburg gemeldet.
Wer sind die Aggressoren? Sind es die SPD, die Grünen, die sogenannten Klimachaoten oder die Ampelkoalition, die nicht nur Reifen zerstechen, sondern auch Gastronomen und Arbeitgeber bedrohen? (…) Ich bin parteilos, weder rechts noch links, sondern ein Mensch mit gesundem Menschenverstand. Ich gebe offen zu, dass mich diese Hetzjagden manchmal ins Wanken bringen, doch ich habe jeden angezeigt, der mich im Internet oder im realen Leben verleumdet hat. Ich werde dies so lange tun, bis es zu einer Gerichtsverhandlung kommt.
Ob es der Bürgermeister, Stadtratsmitglieder oder andere Personen des öffentlichen Lebens sind – ich habe Anzeigen erstattet. Wie viele Anzeigen laufen gegen mich? Keine.
Kleiner Auszug [der Angezeigten, anonymisiert von uns]:
Bürgermeister XXX (SPD), Stadtratsvorsitzende und Schöffin bei Gericht XXX (SPD), XXX (SPD), Fotograf XXX (SPD, Artikel Verfasser+Stalker, Filmer und Fotograf welcher eine Datenbank über die Bürgerlichen führt wer woran teilnimmt), XXX (Grüne+ Sprecher Pro Asyl), XXX (SPD), XXX (SPD, Kabarettist, Autor), XXX( Verurteilte Klimaaktivistin), XXX ( verurteilter Klimaaktivist), XXX ( welcher im Dezember die Frechheit besitze und mich als Teilnehmer einer Veranstaltung öffentlich als Faschist und Nazi denunzierte), XXX der im Januar beim Domplatz mich als Nazi beleidigte. Betreiber der Antifa Webseite, Mittelbayerische, uvm.
Fast ALLE sind Aktivisten in Linksextremen Bündnisse und Initiativen welche von der Stadt finanziell unterstützt werden, deshalb stelle ich in Kürze die Fakten vor.“
Die Demo war erneut von Protesten und verschiedenen kleinen Blockaden entlang der Strecke begleitet, doch keine antifaschistische Intervention vermochte den Umzug aufzuhalten. Mit dem Ergebnis schien Alt insofern versöhnt, als dass es gute acht Monate dauerte, bis diese sich mit einer Demoankündigung für den 07.12.2024 unter dem Motto: „Gemeinsam gegen diesen Ampel-Irrsinn in Regensburg!“, organisiert von Marcel Dold (KSA), wieder meldete.
We fucking know what Alt did last summer
Doch die Sommermonate hatte Alt nicht etwa für eine politische Auszeit genutzt. Im Gegenteil: Ihr Pamphlet vom 21.04.2024 sollte erst der Auftakt für eine bis heute andauernde, beispiellose Hass- und Anti-Antifakampagne gegen alle möglichen demokratisch Engagierten der Regensburg Zivilgesellschaft darstellen. Auf ihre bereits im Manifest verkündete, völlig wirre Anzeigenwelle gegen vermeintliche Aktive der IgR und anderer linker und demokratischer Projekten in Regensburg folgt seitdem eine unerträgliche Hetz- und Diffamierungskampagne Alts gegen die Betroffenen in der Öffentlichkeit und auf Social Media. Vertreten lässt Nadine Alt sich dabei vom Neonaziszeneanwalt Günther Herzogenrath-Amelung, dieser verteidigte in der Vergangenheit das Who-is-who der deutschen Alt- /Neonaziszene, darunter Rechtsterroristen und NS-Kriegsverbrecher. Lange Jahre hatte der Neonazi seine Kanzlei in der Regensburger Innenstadt, durch Antifakampagnen und stetige Sachbeschädigungen an seinem Büro, zog er es aber vor sein Kanzlei von seinem Wohnsitz in Alteglofsheim (Lkr. Regensburg) aus zuführen.
Nadine Nadii – 15. Mai 2024 – Facebook [anonymisiert von uns] :
Noch immer laufen Ermittlungsverfahren gegen folgend SPD Mitglieder
XXX – SPD Regenstauf wegen § 240 Nötigung
XXX – SPD Regensburg wegen § 186 üble Nachrede
XXX – SPD Regensburg Stadtratsvorsitzende Schöffin bei Landgericht wegen §185 Beleidigung
Solche und ähnliche Beiträge publiziert Alt immer wieder – obwohl die auf ihre Quatschanzeigen hin ausgelösten Ermittlungsverfahren längst eingestellt worden sind. Auch sonst versucht sich Alt immer wieder als „Enthüllungsjournalistin“ auf Facebook, wo sie vermeintliche geheime Vernetzungen Regensburger Initiativen aufzudecken meint – und dabei meist ziemlich wirre Phantasiebehauptungen darlegt.
Am 26. September 2024 erklärt Nadine Alt auf Facebook:
Samstag ladet die AFD in Regenstauf zu einer Herbstoffensive ein. Ampel Parteien und Antifaschisten veranstalten eine „Gegendemonstration“ an der auch Gewalt bereite Linksextremisten teilnehmen. (…) Wer steckt eigentlich hinter dieser aggressiven Gegendemo?Unter anderem das Bündnis für TOLERANZ und MENSCHENRECHTE
XXX, SPD Diesenbach XXX gegen Sie laufen derzeit Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung, Nötigung, üble Nachrede .
XXX, SPD XXX, Hobby Denunziant auf der Anitaf.net Webseite. Gegen ihn laufen auch mehrere Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung, Nötigung und übler Nachrede.
Ob die Stadtbekannte SPD Stadtratsvorsitzende und Schöffin bei Amts-/ Landgericht XXX auch wieder teilnehmen wird?
Denn auch gegen Sie laufen Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung und Nötigung.
„Macht von der Gegendemo Bilder und Videos und lasst sie viral gehen wer da die wahren Hetzer sind. Bringt jede Beleidigung „Nazi“ oder „Faschist“ zur Anzeige. Bringt nichts?
Warum denkt ihr das gegen diese Denunzianten die Staatsanwaltschaft ermittelt“
Runder Tisch gegen fucking what?
Ganz im Sinne ihrer neuen Mission verkündete Nadine Alt im April die Gründung des „Runden Tisch gegen Linksextremismus Regensburg“, dem sie vorsitzen will. Auf der Website, die sich bis heute im Aufbau befindet und offensichtlich nie weiter bespielt wurde, finden sich vor allem wirre Erläuterungen zu dem Projekt.
„Der Runder Tisch gegen Linksextremismus Regensburg e.V. ist eine Hilfsorganisation, die sich aktiv für Respekt, Toleranz und Demokratie einsetzt. Unsere Mission ist es, Brücken zu bauen, um Extremismus entgegenzuwirken und eine solidarische Gemeinschaft zu fördern. Machen Sie mit!
Unterstützen Sie unsere Initiative für Respekt und Demokratie Werden Sie Teil unserer Bewegung und setzen Sie ein Zeichen gegen Extremismus. Gemeinsam können wir eine offene und inklusive Gesellschaft gestalten“,
heißt es in der Rubrik „Über uns“.
Als Ziele des Vereins werden „Prävention von Extremismus“ und „Demokratieförderung“ durch die Stärkung demokratischer Werte aufgezählt. „Unser Verein setzt sich für ein friedliches Miteinander, den Schutz demokratischer Werte und den Dialog innerhalb unserer Gemeinschaft ein. Durch Ihre Mitgliedschaft unterstützen Sie aktiv unsere Bemühungen, Extremismus entgegenzuwirken und eine Kultur der Toleranz und des Respekts in und um Regensburg zu fördern“, wirbt der Verein um eine Mitgliedschaft für 15€ im Jahr.
Ein Impressum fehlt der Website, unter Kontakt wird auf die Adresse: Schierling, 84069, Bayern / Oberpfalz, Deutschland verwiesen. Im Vereinsregister wurde der RTGL Regensburg nie registriert.
Die Satzung des Vereins in Gründung benennt im April 2024 im § 9 Nadine Alt als „Schirmherrin und Initiatorin zur Gründung des RTGL Regensburg e.V.“.
Unter § 2 Zweck und Aufgaben konkretisiert die Satzung:
(2) Ziele des Vereins sind die Sichtbarmachung und Bekämpfung und Aufklärung von Linksextremismus und Diskriminierung sowie die Unterstützung von Personen, die Linksextremismus und Diskriminierung erfahren. Er setzt sich dafür ein, dass
a) alle Menschen – unabhängig von Ihrer Meinung oder politischen Einstellung, Alter, einer Behinderung, Bildungsstand, sozialem Status – ohne Hetze und Diskriminierung leben können.
b) Menschen, die Linksextremismus und Diskriminierung erfahren, Unterstützung erhalten und dass sie qualifiziert, unabhängig und parteilich beraten werden;
c) Menschen mit Linksextremismus und Linksfaschismus und Diskriminierungserfahrung sich gegenseitig stärken können und erfolgreiche Strategien gegen dieses Übel entwickeln;
d) Menschen, Gruppen, Vereine, Unternehmen, Organisationen, Medien und öffentliche Einrichtungen ein Netzwerk gegen Linksextremismus und Diskriminierung bilden und damit Prozesse der Sensibilisierung sowie gemeinsamer Wachsamkeit implementieren.
e) Die Förderung des Selbstbewusstseins diskriminierter Menschen.
f) Thematisierung von Diskriminierung und ihrer Alltäglichkeit im öffentlichen Diskurs in Publikationen und öffentlichen Veranstaltungen, sowie die Stärkung unserer Gesellschaft und Bayerischen Kultur (Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit)
g) Die Entwicklung von Konzepten und Handlungsanleitungen zur nachhaltigen Bekämpfung von Diskriminierung und Rassismus.
Wie Nadine Alts Einsatz für eine dialog- und werteorientierte demokratische Gesellschaft aussieht, in welcher alle Menschen – unabhängig von Ihrer Meinung oder politischen Einstellung, Alter, einer Behinderung, Bildungsstand, sozialem Status – ohne Hetze und Diskriminierung leben können, lässt sich beispielsweise in ihren Demoreden und auch auf ihrer Facebookseite nachvollziehen.
Alt hates „fucking foreigners“
Alt teilt seit ihrer aktiven Zeit als Neonaziaktivistin ein rassistisches und völkisches Weltbild, dass zwischen imaginierten Rassen (oder in neurem Sprech Unterschiedlichkeit der Kulturen) aufteilt. In zuverlässiger Regelmäßigkeit publiziert Alt Berichte über tatsächliche oder vermeintliche Straftaten von Migrant:innen und Asylbewerber:innen in Regensburg. Die Stadt sei, so suggeriert sie, inzwischen eine No-Go-Area, versunken in Chaos und Kriminalität durch ausländische Männer. Auf Facebook schrieb sie „Es gibt zu viele Ausländer in Deutschland“, eine Gruppe von POC-Männer im Münchner Stadtpark sind für „sie ein Alptraum der auch Bayern erreicht.“ Gegen eine vermeintliche „Islamisierung“, die Alt seit über einem Jahrzehnt auf Facebook anprangert, will sie sich zu Wehr setzten.
Da verwundert es auch nicht, dass Alt im Juni 2024 ein RechtsRock Lied mit folgendem Text verbreitete:
Soviel hat sich geändert, soviel Zeit ist verflogen, wir wurden um unsere Heimat betrogen.
Viele fremde Gesichter, fremde Kulturen, meine Familie muss leben, zwischen Dealern und Huren.
Wir sind Fremde im eigenen Land!
Unsere Zukunft beraubt, wovon keiner spricht, wie durch Überfremdung unser Land zerbricht.
Die Ausländerbanden habt ihr toll integriert, haben gestern erst wieder ’n alten Mann attackiert.
Was sie beanspruchen ist nicht ihr Gebiet, eine Katastrophe, die hier geschieht.
Es kommt noch schlimmer, sei dir gewiss, dann wird es knallen, ohne Kompromiss.
Wir sind Fremde im eigenen Land!
Was habt ihr getan, wir können es nicht fassen, unser Heimatland den Fremden zu überlassen.
Je länger wir warten, umso härter wird’s kommen, genug ist genug, ich hab den Kampf schon begonnen!
Ein ständiger Kampf ums Überleben, denn unsere Heimat werden wir nie hergeben!“
Dabei ist im Video die Karte des Großdeutschen Reiches unter Führung der NSDAP von 1938 eingeblendet.
Für Alt – auch das kennt man aus der neonazistischen und extremen Rechten – natürlich „Heimatliebe ist kein Volksverbrechen“ und „Deutschland ist nicht nur ein Ort – Deutschland ist meine Heimat“. Das dabei realpolitisch der Bezug auf ein Reich unter Adolf Hitler schwierig ist und man sich relativ schnell der Volksverhetzung strafbar macht, müsste auch Alt klar sein. Dass könnte der Grund sein, warum Alt sich auf eine andere Strömung der extremen Rechten bezieht, die auch ein Großdeutsches Reich einfordern, die der ReichsbürgerInnen. Alt bewarb 2024 gleich zwei Demonstrationen der Initiative „25 + 1 Bundesstaaten“, darunter eine Demonstration in München.
How to unfuck the world Nadine-Alt-Edition
Wenn die Polizeipresseberichte einmal nichts über „kriminelle Ausländer“ hergeben, fokussiert sich Alt hingegen wieder auf ihren Kampf gegen „den Linksextremismus“, der ihrer Meinung nach Regensburg mindestens genauso in seinem Bann hält wie die Ausländerkriminalität.
So teilt Alt hasserfüllt kommentierte Artikel über Protestaktionen der „Letzten Generation“ oder wilde Berichte über vermeintliche Anschläge durch die FDJ. Mal ruft sie dazu auf, Vorträge im Linken Zentrum (LiZe) zu stören, mal zur Prozessbeobachtung, wenn Antifaschist:innen von Gericht stehen. Veranstaltungsplakate, die ein Regensburger Treffen der Kampagne „Widersetzen“ gegen den AfD-Bundesparteitag im Januar 2025 in Riesa bewerben, kommentiert Alt auf Facebook empört:
Regensburg hat ein Problem mit Linksextremismus. Was ein absolutes No Go ist, dass seit ein paar Tagen diese Plakate in der Universität Regensburg hängen.Das Lize ist ein Antifaschistischer Treffpunkt mitten in einer Wohnsiedlung in Regensburg. Geht hin und macht euch selbst ein Bild. Der wahre Faschismus kommt im ankleiden des Antifaschist.
Kryptisch warnt sie außerdem bereits im September auf ihrer Facebookseite:
Liebe Regensburger Antifa, ich fühle mich geehrt das Ihr meine größte Fangruppe seit. Dennoch warne ich euch‼️ Bedrohungen, Eigentumsbeschädigungen und Hausbesuche sind inakzeptabel.
Und legt im Dezember ebenso wirr nach:
Regensburg (…) Die Stadtverwaltung und die Oberbürgermeisterin der SPD Regensburg zeigen häufig eine gewisse Nähe zu linksextremen Gruppen. Morgen wird gegen den Weihnachtsmarkt von Gloria von Thurn und Taxis demonstriert. Die Demonstranten fordern, dass Gloria enteignet wird und ihr Vermögen an Bedürftige übergeht. Werden Studenten in Regensburg immer dümmer? Liegt es daran, dass mehrere Faschisten/Linksextremisten dort lehren?
Liebe CDU/CSU Regensburg, 2005 habt ihr euch klar gegen alle Formen des Extremismus ausgesprochen und der Gründung des runden Tisch gegen Extremismus nur zugestimmt, wenn auch gegen Linksextremismus vorgegangen wird
#cdu CSU Regensburg Es wird Zeit, eure Worte in Taten umzusetzen.
Der Runde Tisch gegen Extremismus muss endlich gegen Linksextremisten aktiv werden.
Mit besonderer Wonne hat Alt die „Investigativreportage“ der extrem rechten „Jungen Freiheit“ rezipiert, die im November über die Bezahlkarten-Tauschaktionen zur Unterstützung Geflüchteter in Regensburg berichtete.
Machenschaften wie bei der MAFIA in #regensburg Regensburg. Wer verteilt diese Gutscheine in Regensburg? XXX – Geschäftsführer der Grünen, für die Bürger/Innen Iniative Asyl (BI Asyl Regensburg) https://biasyl-regensburg.de/
Wer steckt hinter BI Asyl und ist dafür verantwortlich?
XXXX, V.i.S.d.P BI Asyl Mitglied Bayerischer Flüchtlingsrat, Pro Asyl
Die Linke Regensburg
GRÜNE Bayern Grüne Regensburg Grüne Jugend Sea Eye e.V. Sea-Eye Gruppe Regensburg lBürger Iniative Asyl @seebrücke Regensburg
Regensburg Bund für Geistesfreiheit Bayern
Die Linke.Regensburg @Seebrücke DIE LINKE. Bayern #LINKE #, Oberpfalz #straftat #Asylwahnsinn #Antifaschismus #linksextrem Sea Eye e.V. #VOLK #seebrücke #regensburg Seebrücke #AmpelMussWeg
teilt sie am 09.11.2024 auf Facebook [anonymisiert von uns] und verlinkt das Video zur Reportage.
Refugees not fucking welcome by Nadine Alt
In Taten und nicht nur Worten verlieh Nadine Alt übrigens auch ihren Ressentiments gegen Geflüchtete im Sommer Ausdruck. Während sie auf Facebook vor allem mittels des Kriminalitätsdiskurses gegen Geflüchtete hetzt, engagierte sich Alt aktiv gegen die Einrichtung einer Unterkunft für Geflüchtete in ihrem Wohnort Schierling.
Am 25. Januar 2024 kündigte eine Pressemitteilung des Landkreises Regensburg an, dass ab 1.02.2024 das ehemalige Autohaus in Schierling als Asyl-Notunterkunft für max. 120 Geflüchtete geöffnet werden solle.
Das rief natürlich Nadine Alt auf den Plan. „Irgendwann ist es auch mal genug„, wettert sie auf Facebook, „wenn kein Aufenthaltsrecht besteht brauchen keine Unterkünfte zur Verfügung gestellt werden sonder Flugzeuge welche Sie nach Hause bringt“ und mobilisiert zu einer asylfeindlichen Versammlung: „Treffpunkt: Sonntag 10:00 – XXX [gemeint ist wohl das ehem. Autohaus]
Fortan dokumentierte Alt regelmäßig auf ihrer Facebookseite ihr Engagement gegen die Unterkunft und neue Entwicklungen in der Sache. Zu den Aktivitäten ihrer „Besorgten Bürger Schierling“-Initiative gehörte vor allem das Sammeln von Unterschriften gegen die Unterkunft und das medial inszenierte Überreichen der Petition an Landrat und Stadtverwaltung sowie Berichte von Treffen mit dem Schierlinger Bürgermeister in der Angelegenheit.
In einem Leserbrief zur Unterschriftenaktion gegen Asylunterkünfte im Kreis Regensburg an die Redaktion des Straubinger Tagblatts im August 2024 beschwert sich Alt jedoch rückwirkend über den Schierlinger Bürgermeister. Mit diesem haben sich die „Besorgten Bürger Schierling“ vor der Unterschriftenaktion getroffen. „Anstatt öffentlich zuzugeben, dass er selbst gegen die Asylunterkünfte ist, versuchte er alles, um diese Aktion zu verhindern.“ In der MZ habe der Bürgermeister gar gewarnt, nicht auf neue Rattenfänger hereinzufallen – gemeint habe er damit die besorgten Bürger der Unterschriftenaktion, schildert Alt enttäuscht. Besonders ärgert sie die Haltung des Bürgermeisters, da er beim Treffen mit der Initiative noch eine ganz andere Einstellung vermittelt habe. Tatsächlich hatte Alt nach dem Treffen einige Monate zuvor behauptet, beim Bürgermeister auf offene Ohren gestoßen und in ihrem Anti-Asyl-Anliegen unterstützt worden zu sein.
Die 900 gesammelten Unterschriften zur Verhinderung weiterer Asylunterkünfte in Schierling plante Alt mit ihrer Initiative medienwirksam an Landrätin Frau Tanja Schweiger zu überreichen. Die Einladung zum entsprechenden Termin publizierte Alt in Kopie im Juni auf ihrer Facebookseite:
Sehr geehrte Frau Landrätin Tanja Schweiger, wir, die „besorgten Bürger in Schierling“, möchten Sie herzlich zu einem Gespräch über die Thematik der Asylunterkünfte in unserer Gemeinde einladen. Angesichts der aktuellen Herausforderungen und Diskussionen bezüglich der Unterbringung von Schutzsuchenden sehen wir es als wichtig an, einen konstruktiven Dialog zu führen. (…) Wir schlagen Ihnen folgende Termine für das Treffen vor (…) Mit freundlichen Grüßen Bürgerinitiative „Besorgten Bürger in Schierling„
Die Landrätin sah offensichtlich von einer öffentlichen Inszenierung des Vorhabens ab.
„Informationen zur Unterschriftenaktion bezüglich weiterer Flüchtlinge in Schierling: Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger von Schierling, am 4. Juli wurden die gesammelten Unterschriften gegen die Aufnahme weiterer Flüchtlinge in Schierling an Landrätin Tanja Schweiger überreicht. Leider bestand seitens der Bürger kein Interesse, ein Gespräch mit ihr zu führen, weshalb der öffentliche Termin abgesagt wurde.“
gibt Alt im Juli das vorläufige Ende ihrer asylfeindlichen Nachbarschaftskampagne bekannt.
Love is in the fucking air
So wie 120 Geflüchtete in Schierling, hielt bei Nadine Alt im Frühjahr 2024 die Liebe Einzug. Schon lange zeigt Nadine Alt sich eng freundschaftlich verbunden mit Sabine Knöchel. Die Mutter von vier Kindern aus der Region Furth im Wald tritt seit mindestens 2016 immer wieder als Aktivistin der Neonazipartei „Der III. Weg“ auf. Auf Demonstrationen, Aktionen oder in Kleidung mit Parteiabzeichen lässt sie sich immer wieder ablichten – und auch ihre beiden ältesten Söhne Bastian Böhm und Benedikt Knöchel sind seit früher Jugend für die Neonazipartei aktiv. Während Bastian mit seinem sauber gescheitelten blonden Haar und der sportlichen großen Statur eher den Typus „Hitlerjugend“ vertritt, schlägt sein jüngerer Bruder Benedikt in die entgegengesetzte Richtung. Piercings, neonazistische Szeneklamotten und unzählige Gesichtstattoos prägen dessen eher subkulturellen neonazistischen Look. Seit April dieses Jahres jedenfalls, schmust Nadine Alt mit dem wesentlich jüngeren Sohn ihrer guten Freundin auf Bildern zusammen. Nach eigenen Angaben ist der erfolglose Hobbytattowierer und Vater eines Sohnes sogar bereits bei Alt in Schierling eingezogen. Aus seiner Gesinnung macht der Mann, der auf Bildern seine Freundin so leidenschaftlich küsst wie seine Mutter, wirklich kein Geheimnis. So dürfte selbst Nadine Alt, die in ihrem Leben noch nichts mit Nazis zu tun gehabt haben will, das Tattoo auf seiner Brust nicht entgangen sein, welches aussieht wie die strafrechtlich entschärfte Version des bekannten Hakenkreuz-Tattoos von Edward Norton im Film „American History X“ von 1998. Vielleicht soll das Motiv aber auch eine sehr reduzierte Version des Microsoft Windows Software Logos darstellen – who knows.
Mit Benedikts Mutter Sabine verbindet Alt, wie beschrieben, eine enge Freundschaft. Dabei entfaltet sich diese nicht etwa über die Grenzen politischer Lager hinweg, sondern, im Gegenteil, scheint zwischen den Frauen, die beide bereits für den III. Weg aktiv waren, ein verbindendes Element zu sein.
From Masterrace to Bodensatz in fucking Schnellroda
Im Juli 2024 jedenfalls postet Sabine Knöchel auf Facebook einen Beitrag, in welchem sie andeutet, mit Nadine Alt auf Reisen zu sein. Mit dem Kommentar „Und wir???? Wir trauen uns wieder……“ versieht sie dabei ein Foto, welches während eines Gesprächs von Götz Kubitschek mit Martin Sellner zu seinem Buch „Remigration“ bzw. „Reisefreiheit und Migration“ am IfS-Sommerseminar am 13.07.2024in Schnellroda aufgenommen zu sein scheint.
Ob Knöchel und Alt tatsächlich bei dem hochkarätigen Stelldichein der rechtsextremen Szene anwesend waren, wo sich sonst die vermeintlich großen Denker und Teil der akademischen Elite der Neonazis treffen, bleibt offen. Zumindest aber wollen die beiden Frauen diesen Eindruck erwecken. Bei einem tatsächlichen Besuch in Götz Kubitscheks neurechtem Thinktank dürften die beiden sich einigermaßen deplaziert vorgekommen sein. In einem Podcast mit Franz Frank (NPD) erklärt jedenfalls Kubitscheks Ehefrau, Mitgastgeberin der IfS-Akademien und Vertreterin der Elite der Neuen Rechten, Ellen Kositza, ihre Abneigung gegen das Milieu, dem Alt und die Knöchels zuzurechnen sind. Kositza vertritt die Haltung, dass Leute mit „Masterrace“-Schriftzügen und „Hakenkreuz-Anspielungen“ zum „Bodensatz“ der extremen Rechten gehören, den man „erziehen“ müsse. Es sei die Aufgabe der „Höherwertigen“, solche „Minderwertigen“ und „Stumpfen“ hochzuziehen – oder eben abzustoßen. Ferner fragt sie Frank Franz, warum „Die Heimat“ (ehem. NPD) mit diesem „Bodensatz“ leben würde, den die „Neue Rechte“ in ihren Reihen gar nicht erst dulden würde.
The 90s called – they want their fucking style back
Jenes von Ellen Kositza, als „Bodensatz“ der „alten Rechten“ bezeichnete Klientel erfuhr im Sommer bundesweit jedoch ein Revival. Unter dem neuen Label „Jung &Stark“ sammelten sich Neonazis aus Reihen der „Jungen Nationalisten“ und der subkulturellen Naziszene in verschiedenen Städten um am jeweiligen Ort Proteste und Gegendemos zu stattfindenden CSDs und Prides abzuhalten. Dafür reisten die Aktivisten, in der Regel im klassischen Glatzen-Bomberjacke-Springerstiefel-Look und mit reichlich Blutalkohol, als Demotouristen durch die Republik und sorgten mit martialischem Auftreten, Drohgebärden und NS-Verherrlichung für mediales Aufsehen. Obwohl das Phänomen eher in ostdeutschen Regionen verfing, kündigten die jungen Neonazis im September überraschend an, den Landshuter CSD in Niederbayern aufmischen zu wollen. Dort plante die queere Community aus Landshut und Umgebung am 28. September den sechsten Landshuter Christopher Street Day (CSD) zu feiern. Bereits die Ankündigung der „JS Bayern“, eine Gegendemo veranstalten zu wollen, sorgte für beträchtliches Medienecho und gesteigerte Nervosität bei Veranstaltern und Sicherheitsbehörden. Offensichtlich amüsiert teilte auch Nadine Alt Presseberichte zur Causa und suggerierte, dass sie die Aktion von „Jung und Stark Bayern“ nicht nur unterstütze, sondern die Einordnung der Gruppe als „rechtsextrem“ für völlig an den Haaren herbeigezogen und lächerlich halte. Daran änderten scheinbar auch Informationen nichts, dass minderjährige Aktivisten der rechtsextremen Gruppe aus Bayern Angriffe auf Linke und Ausländer geplant haben sollen. Die mittelfränkische Polizei habe deshalb im Vorfeld des CSD Landshut Gefährderansprachen bei Aktivisten der Gruppe „Jung & Stark Bayern“ durchgeführt, erfuhr der BR aus Sicherheitskreisen.
Am 28. September versammelten sich schließlich rund 50 Neonazis aus ganz Bayern und darüber hinaus bei der Demo von „Jung & Stark Bayern“ um gegen den zeitgleich stattfindenden CSD in Landshut zu demonstrieren. Unter den Teilnehmenden der Neonazidemo stach dabei eine sehr bekannte regionale Aktivistin heraus, die sich zwar beachtliche Mühe gegeben hatte, sich mit Mütze, Brille, FFP2-Maske und Schal zu vermummen, doch seltsam bekannt vorkam. Handelte es sich etwa um Nadine Alt – oder vielmehr um eine Doppelgängerin, die rein zufällig auch die selbe Statur, die gleichen Brille und Accessoires wie Nadine Alt besitzt und dieselbe politische Haltung vertritt? Wäre ja ein arger Zufall, denn immer wieder hatte Alt in der Vergangenheit auf Facebook queerfeindliche Beiträge, darunter Petitionen von CitizenGo, gepostet.
What the fuck, Nadine Alt?
Würde man Nadine Alt selbst fragen ob sie sich mit jüngeren Neonazis zusammen getan hat um den CSD zu stören und im engen Austausch mit den dahinterstehenden Organisator:innen steht, würde sie sicher zweifelsohne dies leugnen. Denn wenn sie für eines absolut kein Verständnis hat, dann für die Teilnahme an Gegenprotesten zu angemeldeten Demonstrationen. Schon das Teilen von Aufrufen zu Gegenprotesten gegen ihre eigenen Demos waren doch für Alt in der Vergangenheit Anlass, ihre politischen Gegner:innen wegen Verleumdung, Diffamierung usw. anzuzeigen.
Diese strikte Haltung bewies die Demoorganisatorin erneut im Oktober 2024, als sie eine ganze Flut von Strafanzeigen gegen unterschiedlichste Menschen stellte, denen sie vorwarf an der Brückenblockade im Oktober des Vorjahres teilgenommen und sie damit genötigt zu haben. Sowohl die Steinerne wie auch die Eiserne Brücke waren damals von Gegendemonstrant:innen blockiert worden, Versuche der Polizei, die Blockade aufzulösen, blieben erfolglos. Flankiert wurde dies von Rufen wie „Schlagt ihnen den Schädel ein“ oder „Schmeißt sie die Brücke runter“ seitens der rechten Demoteilnehmenden. Ein Jahr später hagelte es plötzlich Strafanzeigen gegen mindestens fünfzehn Personen, welche Alt mittels eigener Recherchen als vermeintliche Blockierer identifiziert zu haben meinte. Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher bestätigte die Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts der Nötigung bzw. strafbarer Verstöße gegen das Versammlungsgesetz. Schnell zeigte sich jedoch, dass die von Alt Beschuldigten relativ willkürlich ausgesucht und angezeigt worden waren. So trafen die Ermittlungsverfahren diverse Personen, die nachweislich nicht an der Blockade beteiligt waren oder sich zum Teil an jenem 7. Oktober nicht einmal in Regensburg aufhielten. Deren Namen hatte Alt scheinbar über Facebookprofile oder über deren Funktionen als Sprecher:innen von Demokratiebündnissen ermittelt.
Einige Monate später wurden die Verfahren zumindest teilweise sang- und klanglos eingestellt. Die Aufregung, unerwartet im Zentrum von Strafermittlungsverfahren zu stehen, blieb den Betroffenen – und Nadine Alt der Erfolg mit geringsten Mitteln zahllose Menschen eingeschüchtert und in Bedrängnis gebracht zu haben. Immer wieder hatte Alt in öffentlichen Fahndungsaufrufen dazu aufgerufen, ihr Bilder und Videos sowie jegliche Informationen über die Identitäten der linken Gegendemonstrant:innen für etwaige Strafanzeigen zukommen zu lassen. Ihre Rechercheambitionen hat Alt, wenig überraschend, bereits wieder in ein neues Projekt umgesetzt.
Don’t fuck with Antifa
Unter dem Label „Wahre Presse Regensburg“ berichtet sie nun von ‚linksextremen Umtrieben‘ in Regensburg, diffamiert Lokalpolitiker:innen und Initiativen oder publiziert Videos und Kommentare zu linken oder migrantischen Demos in Regensburg, die sie abfilmt. Auf Facebookseite finden sich derzeit beispielsweise Aufnahmen der linken „1312“-Demo gegen Repression vom 13.12. oder von der „Free Syria“-Demo, die den Stürz des syrischen Machthabers Assad am 16.12. feierte. Mit acht „Gefällt mir“-Angaben und 44 Followern dürfte das „Aufklärungsprojekt“ derzeit noch marginale Wirkung entfalten.
Wie sich Alts Kampagnen gegen „das linksextreme Regensburg“ weiterentwickeln, wenn die Ermittlungsbehörden sich willfährig dafür einspannen lassen ist abzuwarten. Auch muss sich ein Umgang der antifaschistischen Zivilgesellschaft mit Alts Anti-Antifa-Arbeit und dem konstanten Nervfaktor überlegt werden. Ein Anfang für (jüngere) Aktivist:innen sollte auf jeden Fall sein sich Gedanken über ein antifaschistisches Selbstschutzkonzept – egal ob digital oder auf der Straße – zu machen und Alt Grenzen in ihrem Wirken aufzuzeigen.
anita f. // Januar 2025