Redebeitrag Frauen*kampftag 19

Misogynie und Antifeminismus fungieren als ein Scharnier, das verschiedene Strömungen der extremen Rechten verbindet. Ein übersteigertes Männlichkeitsbild, Anti-Feminismus und Hass gegen Frauen und auf alle, die sich nicht in ein patriarchales Geschlechterbild fassen lassen oder fassen lassen wollen, sind, was die extreme Rechte über so manchen internen Richtungsstreit vereint.

Ob die rechte Regierung in Polen Frauen das Recht auf Abtreibung und damit auf die Selbstbestimmung über ihren eigenen Körper nimmt, ob im klerikalfaschistischen Iran Frauen zwangsverschleiert und Homosexuelle hingerichtet werden oder ob der neonazistische III. Weg die emanzipierte Frau für „den Volkstod“ verantwortlich macht: Im Hass auf alles, was weiblich oder nicht männlich genug ist, ist die Rechte vereint.

Auch in Regensburg erfüllt der Antifeminismus diese Scharnierfunktion zwischen verschiedenen Strömungen der extremen Rechten. Nachvollziehen lässt sich das gut an Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Als Akteurin der christlich-fundamentalistischen Rechten ist sie in einem Netzwerk radikaler AbtreibungsgegnerInnen aktiv und Stiftungsratsmitglied der Stiftung „Ja zum Leben“. Beispiele für Glorias Antifeminismus finden sich zu Hauf. So kommentiert sie die in feministischen Kämpfen hart errungene Möglichkeit zur Abtreibung mit den Worten „Es kann doch nicht sein, daß ein Schmetterling oder eine Kröte oder Tomaten geschützt werden, aber das Menschenleben nicht“. Die Ehe für alle nennt sie ein „Werk des Teufels“. Sie bedient den rechten Mythos der sogenannten „Frühsexualisierung“ und Frauen, die nicht wenigstens ein Gericht kochen können, sind für Gloria „als Frau behindert“. Doch belässt es Gloria nicht bei solchen Stilblüten, sondern tritt regional bis international aktiv politisch in Erscheinung. Im September letzten Jahres besuchte sie in Regensburg die Kundgebung des rechten Netzwerks „Demo für Alle“. Auch Benjamin Nolte, zu dieser Zeit Direktkandidat der AfD in Regensburg, nahm teil und begab sich im chistlich-fundamentalistischen Milieu auf Stimmenfang. Events wie die „Demo für Alle“ fungieren als Treffpunkt für Mannerbündler, Konservative, christliche FundamentalistInnen, Neue Rechte, Neonazis und andere extreme Rechte. Im Übrigen ist Gloria der AfD nicht abgeneigt. Wahlerfolge der AfD nahm sie mit Zuspruch auf und Beatrix von Storch, ebenfalls Akteurin im Milieu der christlich-fundamentalistischen AbtreibungsgegnerInnen, beschreibt sie als „seriös, ehrlich und engagiert“. Neben diesen regionalen Auftritten hat Gloria auch keine Scheu, sich mit internationalen Rechten zu zeigen. Erst letztes Jahr traf sie sich mit Trumps ehemaligem Berater Stephen Bannon und nannte dessen Ideen „mutig“.

In welch extreme Gewalt sich der Hass auf Frauen steigern kann, wurde erst im Dezember in Nürnberg deutlich. Ein Mann attackierte mit einem Messer drei Frauen. Die Opfer hatte der Täter, Daniel G., vermutlich allein aufgrund ihres Geschlechts, als Repräsentantinnen aller ihm verhassten Frauen, ausgewählt. Im Internet hatte er sexistische Sharepics gepostet. Daneben verbreitete er auch rassistische Inhalte und das „White Power“-Logo.(1). Dies ist leider kein Einzelfall. Immer wieder gipfelt der meist bereits lange im Voraus online ausgelebte Hass gegen Frauen, in Angriffen und Gewalt. Wie Daniel G. verfassten viele der Attentäter nicht nur frauenfeindliche Pamphlete, sondern zeigten sich auch rassistisch und antisemitisch. In vielen solcher Forenbeiträgen lässt sich eine Entwicklung von vager Unzufriedenheit bis zu letzendlich einer geschlossenen Ideologie der weißen Vorherrschaft und Frauenhass beobachten. Hier zeigt sich die Scharnierfunktion von Antifeminismus und Misogynie in besonderer Weise: Er bildet den Nährboden für die Entwicklung von wütenden, frustrierten Männern zu extremen Rechten und Neofaschisten. Anders als bei migrantischen Tätern hat nach Daniel G.s Messerangriff fast niemand nach dessen politischem oder ideologischem Hintergrund gefragt oder sein extrem frauenfeindliches Umfeld thematisiert. Misogynie und Gewalt gegen Frauen werden nur allzu gerne externalisiert und alleine den als rückstandig abgewerteten Migranten zugeschoben.

Dass Frauenhass eben kein rein migrantisches Problem ist, lasst sich wieder einmal gut an Gloria von Thurn und Taxis nachvollziehen. 2001 gab sie ein Interview, in dem sie schwarzen Männern per se eine zügellose Sexualität unterstellt. Damit bedient sie den rechten Topos der sogenannten „Überbevölkerung“. Laut diesem seien nicht Verteilungsungerechtigkeiten und soziale Ungleichheiten, sondern die hohe Fertilität bestimmter Bevölkerungsgruppen die Ursache für gesellschaftliche Probleme. Ganz anders sieht Gloria das mit der Überbevölkerung plötzlich, wenn ungewollt schwangere weiße Frauen sich für eine Abtreibung entscheiden. Dann schwingt sie sich zur paternalistischen Schutzpatronin sogenannter „ungeborener Kinder“ auf. Sie will Frauen das Recht auf Selbstbestimmung über ihr Leben und ihren Körper verweigern und schwangere Frauen, die sich für eine Abtreibung entscheiden, gesellschaftlich stigmatisieren. Damit schließt sie den Kreis ihrer menschenverachtenden Weltanschauung.

In die selbe Kerbe wie Gloria schlagt auch die Neue Rechte, wenn sie vom sogenannten „Bevölkerungsaustausch“ oder der „Umvolkung“ spricht. Die in der extremen Rechten verbreitete Verschwörungstheorie besagt, Migrant_innen, die angeblich besonders viele Kinder zeugen, würden bewusst nach Deutschland gesteuert, um das Deutsche Volk demografisch auszulöschen. Zugrunde liegt dieser Behauptung eine rassistische, antisemitische und sexistische Weltsicht, in der Frauen allein als Mütter ihrer deutschen Söhne zählen. Den Feminismus sieht die extreme Rechte als eine ihrer größten Bedrohungen. Ihr Anti- Feminismus richtet sich gegen einzelne Frauen, Homosexuelle, inter- und transgeschlechtliche Menschen, aber auch explizit auch gegen die Errungenschaften vergangener feministischer Kämpfe. Dazu gehören beispielsweise die Straffreiheit von Abtreibungen unter bestimmten Bedingungen, die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe oder die neu erstrittene Möglichkeit eines dritten Geschlechtseintrags. All diese Entwicklungen sehen die Rechten als Bedrohung ihrer männlichen Machtstellung und wollen sie verhindern oder ruükgängig machen. So zielt die AfD beispielsweise auf eine Zurückdrangung der Frau aus der Erwerbstätigkeit und somit in die Abhängigkeit des Mannes. Die Junge Alternative Bayern, sowie Regensburg, wettert gegen Unisex Toiletten an Schulen als Indoktrination, nennt Feministinnen „ausrangierte Emanzen“ und schwadroniert von der „Feminismusindustrie“, die „Männer kastrieren wolle“. In die selbe Kerbe schlagt die Identitäre Bewegung, die in Österreich nicht davor zurückschreckte, dazu aufzurufen, Frauenhäuser (die in den 70er Jahren von Feministinnen erkämpft wurden) anzugreifen und zu bedrängen.

Als radikale Linke kritisieren wir den gesellschaftlichen Status Quo. Frauen wird noch immer die Selbstbestimmung über ihren eigenen Körper abgesprochen, die Schuld an Gewalt gegen Frauen und Homosexuelle wird bei den Opfern gesucht und Frauen verrichten den Großteil an unbezahlter und bezahlter Fürsorgearbeit. Dies sind nur einige Beispiele für die Ungleichwertigkeit von Frauen in der patriarchalen, kapitalistischen Gesellschaft. Gleichzeitig müssen wir aber die Errungenschaften, für die Feminist_innen vor uns jahrzehntelang gekämpft haben, gegen all jene verteidigen, die diese angreifen. Denn was wir haben, geben wir nicht mehr her. Und wir sind hier, um alles zu fordern.

Den Feminismus verteidigen! Emanzipation voranbringen! Fight back!

anita f. – März 2019

(1) https://twitter.com/robertandreasch/status/1074463390796537858?s=21