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Jingel:
Aufruf:
Der Wikingerversand in Geiselhöring gehört zu den größten und wichtigsten neonazistischen Internet-versänden in Deutschland. In dem Internetshop lässt sich alles finden, was das Neonazi-Herz begehrt: Neben den wichtigsten Rechtsrock-CDs gibt es auch einen Haufen Bücher und Heidenutensillien zu erwerben. Auch so absurde Dinge wie ein Parfum mit dem Namen “Natinonalist” oder Unterwäsche mit 88 Aufdrucken dürfen nicht fehlen.
Einmal pro Quartal veranstaltete der Wikingerversand einen sogenannten “Sonderverkauf”, bei dem das ansonsten nur online vertriebene Angebot im Laden der Wikinger GmBH verkauft wird. Daneben produzieren namhafte Rechtsrockbands wie Nordfront, Sturmwehr oder Stromschlag ihre CDs in Zusammenarbeit mit der Wikinger GmBH.
Im April 2006 wurde der Wikingerversand zweimal Ziel von antifaschistichen Hackerangriffen, wodurch die Daten von mehr als 2000 Kunden öffentlich gemacht wurden. Damit wurde auch ersichtlich, dass sich der Kundenkreis nicht nur auf Deutschland beschränkt sondern auch Neonazis aus anderen europäischen Ländern im Wikingerversand einkaufen. Der Besitzer und frühere JN Landesvorsitzende Siegfried Birl setzt mit dem Onlinegeschäft etwa 40.000 Euro im Monat um und schaffte es so sogar, zwei Arbeitsplätze für die rechte Szene zu schaffen.
Trotz der Tatsache, dass der Hackerangriff nur durch Leichtsinn und Bequemlichkeit von Siegfried Birl zustande gekommen war erfreut sich auch das Internetforum weiterhin größter Beliebtheit. Neben dem Nationalen Infoportal Bayern stellte es die größte und wichtigste virtuelle Diskussionsplattform für die extreme Rechte in Bayern und Süddeutschland dar. In Niederbayern hat das Geiselhöringer Ladengeschäft des Versandes längst den Rang eines regionalen Neonazitreffs erlangt. Zu den regelmäßigen »Sonderverkaufstagen« pilgern Neonazis aus ganz Deutschland sogar mit ihren Kindern, um bei Dosenbier mit Gleichgesinnten zu plaudern.
Die Bevölkerung in Geiselhöring schien sich bisher nicht allzusehr für das rechte Treiben in ihrem Dorf zu interessieren, auf die neonazistischen Umtriebe angesprochen erklärte der Bürgermeister Franz Xaver Stiertorfer (Freie Wähler): »Solange der junge Mann ein Geschäft betreibt, das nicht gegen das Gesetz verstößt, ist er hier ein Geschäftsmann unter vielen«.
Die Kampagne “Nazis unplugged – rechten Strukturen den Saft abdrehen” hat es sich zur Aufgabe gemacht, offensiv gegen die sich weiter verbreitende und personell stärker werdende Naziszene in Bayern vorzugehen. Der Schwerpunkt der Kampagne liegt auf der Zurückdrängung und Bekämpfung extrem rechter Infrastruktur. Dazu zählt für uns ganz klar der Wikingerversand in Geiselhöring, weshalb wir bereits im letzten Jahr mit Flugblättern auf dessen Hintergrund aufmerksam gemacht haben.
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Bericht:
Informationen zum Wikingerversand
Die Kundgebung richtete sich gegen die im 6.500 Seelendorf gelegene „Wikinger GmbH“ von Siegfried Birl. Der ehemalige Landesvorstand der „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) unterhält dort neben seinem Ladengeschäft das auch als Treffpunkt der rechten Szene dient sowie dem Geschäftszweig „Wikinger-Computer“ auch und vor allem den „Wikingerversand“.
Die Demonstration als Teil der bayernweiten Antifa-Kampagne „Nazis unplugged – rechten Strukturen den Saft abdrehen“ starte gegen 14 Uhr am Hauptbahnhof. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich dort ca. 200 TeilnehmerInnen eingefunden welche größtenteils dem autonomen Antifaspektrum zuzuordnen waren. Besonders erfreulich war die Anwesenheit eines Vertreters des „Kommunistischen Jugendverbandes – KSM“ aus dem nahe gelegenen Tschechien. Noch bevor die Demonstration starten konnte bewegten sich im Umfeld des Bahnhofes kleine Grüppchen von Neonazis. Einige davon befanden sich auf dem Rückweg vom vormittäglichen Einkauf beim „Wikingerversand“ und konnten aufgrund der Demonstration nicht zu ihren Zügen.
Gut gelaunt uns bei strahlendem Sonnenschein lief der Demonstrationszug durch Geiselhöring. Eine Kundgebung vor dem „Wikingerversand“ wurde per Auflagenbescheid verboten, so dass kein direkter Kontakt zustande kam. Während der Demonstration wurden viele Aufkleber der „Jungen Nationaldemokraten“ entfernt, welche viele Verkehrsschilder im Dorfkern zierten.
Kurz vor der Zwischenkundgebung auf welcher ein Redebeitrag der Kampagne „Nazis unplugged – rechten Strukturen den Saft abdrehen“ über den „Wikingerversand“ aufklärte, kam es zu einem Versuch eines bekannten „Anti-Antifa“ Aktivisten die DemonstrationsteilnehmerInnen zu fotografieren.
Die Demonstration verlief ruhig und ungestört durch das Dorf und viele AnwohnerInnen und PassantInnen wurden per Flyer über die Aktivitäten des „Wikingerversandes“ informiert. Nachdem die Demonstration aufgelöst war uns sich die TeilnehmerInnen auf den Weg zu den Zügen befanden kam eine kleinere Gruppe Neonazis in Richtung des Bahnhofes. Eine direkte Konfrontation zwischen AntifaschistInnen und Nazis wurde von der Polizei verhindert.
Zwei linke DemonstrantInnen wurden festgenommen, eine Person wurde in Polizeigewahrsam verletzt so dass ärztliche Behandlung notwendig wurde. Ebenfalls verhaftet wurde eine Gruppe von neun Neonazis welche teilweise mit Teleskopschlagstöcken und Sturmhauben bewaffnet waren.
Es hat sich wieder gezeigt dass antifaschistische Intervention in Geiselhöring absolut notwendig ist. Die Kampagne „Nazis unplugged – rechten Strukturen den Saft abdrehen“ wird sich auch jenseits von Demonstrationen mit dem „Wikingerversand“ auseinandersetzen und Birl sein Treiben erschweren.
Neonazistische Infrastruktur angreifen – Wikingerversand dichtmachen!