Regensburg – Kundgebung(en)
Unter dem Titel „Regensburger Adventszauber“ bewarb das verschwörungsideologische Milieu eine „Großkundgebung“ für Samstag den 05. Dezember. Um antifaschistischem Protest und Auflagenkontrollen der Polizei zu umgehen, entwickelten die Organisator:innen rund um Holger Bürner, Annette Greisinger (beide Querdenken941) und Carina Haindl (Freiheitsboten) einen „geheimen Plan“. Dieser sah wie folgt aus: – offizielle Kundgebung für den Grieser Spitz bewerben; – unter der Hand aber zu einer (Haupt-)Kundgebung am Bismarkplatz mobilisieren – als eine Art Schleusungspunkte fungierten Kundgebungen in der Innenstadt; – durch eine größere Anzahl von Anmeldungen Verwirrungen schaffen. Dieser Plan scheiterte jedoch krachend.
Zu den Schleusungspunkten (Altes Rathaus und Haidplatz) in der Innenstadt kamen nur etwa 15 Teilnehmer:innen (Leitung: u.A Johannes Schreiber). Die Kundgebung am Bismarkplatz die Helmut Bauer aus der Region Neustadt an der Waldnaab leiten sollte wurde verworfen, stattdessen wurde intern zu einer „spontanen“ Versammlung – angemeldet von Markus Zürner aus Weiden – am Dultplatz mobilisiert. Der „besinnliche Adventszauber“ fand dann am hinteren Ende des Dultplatz neben LKW , Klos und Auto statt. Trotz bayernweiter Mobilisierung fanden sich dort nur 80 Personen ein.
Auch der ursprünglich als Hauptredner beworbene Pastor Christian Stockmann (Christen im Widerstand) trat nicht auf und seine Rede wurde nur per Sprachnachricht abgespielt. Dabei sprach er über Jesus Christus und wie mit dem Glauben diese dunkle Zeit überstanden werden könne. Stockmann bezeichnete dabei das Corona-Virus als „harmlose Grippe“ und sprach von einer bewussten Manipulation der Politik und Medien. Auch andere Redner:innen negierten die Gefährlichkeit des Virus und bezogen sich positiv auf die christliche Religion.
Aus dem Milleu der sogenannten Impfgegner:innen traten bei der Kundgebung zwei Redner:innen auf. Als erste Katja Ziesemer-Hügel (Seebruck, Lkr. Traunstrein) vom Traunsteiner Verein „Sein e.V.“, die laut Eigenangabe eine „unabhängige Patientenlobby“ sein will. Zudem Tobias Schmid (Kehlheim) vom „Bundesverband Impfschaden e.V.“. In seiner Rede forderte er auf, keine Distanzierung bei Querdenken zur extremen Rechen (Reichsbürger) zu zeigen, da allen das Wort offen stehen muss.
Der letzte Redner – der regionale rechte Aktivist – Helmut Bauer sagte, dass die „alte Leier, dass der Virus nicht gefährlich ist“ in den Diskussionen nicht mehr ausreiche. Es brauche Fakten, die die Leute aufhorchen lassen würden. Bauer ging dabei auf ein Ende März 2020 von den G20-Staaten beschlossenes Konjukturprogramm ein. „Wie können die G20-Staaten bereits am 26. März 2020 fünf Billionen Dollar aufnehmen, um die Corona-Folgen zu mildern?“ Bauer hat dafür eine genaue Erklärung. „Das Geld hat man gebraucht, um Afrika, Australien, die ganzen Staaten zu schmieren.“ Als Beweis für seine These führt Bauer den belarussischen Präsidenten Lukaschenko an. „Jeder kann sich erinnern, dass Lukaschenko erst 90 Millionen und dann 900 Millionen abgelehnt hat. Hätte er das nämlich nicht abgelehnt, dann hätte er einen Lockdown ausrufen müssen. Er hat aber gesagt, nein das mach ich nicht. Er hat aber davor schon dreieinhalb Milliarden bekommen.“ Bauer, der seit Wochen immer wieder von einer angeblichen „Plandemie“ spricht fragte dann:
„Was steckt jetzt hinter der Pandemie? Naja sind wir mal ganz ehrlich. Die Unternehmen haben in den letzten Monaten in die Hosentasche gelangt, einen Lastwagen gekauft, haben eine neue Fabrik hingestellt, die haben keine Kredite gebraucht. Aber für die Großen läuft es eben nicht gut. Da ist Bill Gates, Soros, Rothschild, Quandt. Die stecken ihre Milliarden in den Kapitalmarkt.“ Da dieser laut Bauer aber seit Jahren zu niedrige Zinsen abwerfe, müsse nun eine Krise geschaffen werden. „Erst wenn die ganze Wirtschaft an die Wand fährt brauchen die Firmen wieder Kapital. Angebot und Nachfrage ist ja logisch, dann steigt auch der Zinssatz.“
Infrastruktur stellten bei der Kundgebung Querdenken871 (Renate Krukal, Bernd Thomas Dreyer, Jürgen Zentner) mit ihrem LKW der als Bühne umfunktioniert worden war. Unter dem Label Bayern steht zusammen sind die Akteur:innen dabei fast jedes Wochenende in einer anderen Stadt in Ost- und Oberbayern.
Musikalische Beiträge an dem Tag lieferten die Regensburgerin Lucy Frank sowie die Gruppe SeeSound, zu der Astrid Gerda Schmid (Breitbrunn am Chiemsee, Lkr. Rosenheim) und Lajos Sitas (Oberornauf, Lkr. Mühldorf) gehören. Als Mediensupport fungierten die Szeneanhänger Wolfgang Stabla (Trabitz, Lkr. Neustadt a. d. Waldnaab), Ralf Baumhäckel (Niederaichbach, Lkr. Landshut) sowie Stefan Triebe (Freising). Letzterer streamt unter dem Namen John Duke of Lancaster für Stupor Media regelmäßig bei solchen Veranstaltungen.
Während der Kundgebung am Dultplatz hielt Jörg Brunschweiger (Regensburg) eine Kundgebung mit wenigen Leuten am Haidplatz ab.
Gegen die verschwörungsideologische Veranstaltung am Dultplatz demonstrierte das Bündnis „Initiative gegen Rechts“ auf der Oberpfalzbrücke.